SN.AT / Politik / Innenpolitik

ÖVP-Mandatar: Merkel "kompensiert" Kinderlosigkeit mit Flüchtlingen

Im Zwist zwischen Deutschland und Österreich hat sich der ÖVP-Abgeordnete Marcus Franz mit einer provokanten "Theorie" zu Wort gemeldet: Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hole so viele Flüchtlinge ins Land, weil sie damit ihre Kinderlosigkeit "wieder gut machen" wolle, schrieb er in einem Blogeintrag. Die SPÖ reagierte fassungslos. Der ÖVP-Klub distanzierte sich von den Aussagen Franz'.

ÖVP-Mandatar: Merkel "kompensiert" Kinderlosigkeit mit Flüchtlingen
ÖVP-Mandatar: Merkel "kompensiert" Kinderlosigkeit mit Flüchtlingen

Franz trat in dem auf der Plattform "Fisch+Fleisch" veröffentlichten Beitrag an, einen möglichen "ganz simplen tiefenpsychologischen Hintergrund" der Flüchtlingspolitik Merkels zu beleuchten. Er verweist auf die Kinderlosigkeit der deutschen Kanzlerin, wo doch "für das Fortbestehen einer Gesellschaft 2,1 Kinder pro Frau notwendig" sei.

"Die Theorie lautet: Frau Merkel will als die metaphorische 'Mutti' des Staates das negative Faktum der nicht vorhandenen oder zu wenigen eigenen Kinder mit der Einbringung vieler, vieler junger Migranten wieder gut machen", so Franz wörtlich. Merkel schaffe dadurch "die Kompensation eines Mangels", die "nie geborenen eigenen Söhne werden dazu aus dem Orient geholt". Das "persönliche Motiv" der Kanzlerin sei nach dieser Theorie "Selbstentlastung und Kompensation" und die "Stillung des persönlichen Bedürfnisses nach Wiedergutmachung".

Die SPÖ reagierte am Montag empört. Die Aussagen seien "zutiefst sexistisch", so Frauensprecherin Gisela Wurm in einer Aussendung: "Frauen, die - aus welchen Gründen auch immer - keine Kinder haben, haben in den Augen des ÖVP-Abgeordneten offenbar einen Mangel und ein Defizit, das sie 'wiedergutmachen' müssen." Wurm sowie ihre Fraktionskollegin Katharina Kucharowits sehen ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka gefordert - "eine Entschuldigung ist das Mindeste".

Der ÖVP-Klub distanzierte sich am Montag von den Aussagen Franz' über Merkel. "Es ist ein unrichtiger und unnötiger Beitrag des Abgeordneten", hielt eine Sprecherin auf APA-Anfrage fest.

Marcus Franz wechselte vergangenes Jahr vom Team Stronach in den schwarzen Klub. Äußerungen von ihm haben immer wieder für breite Empörung gesorgt - etwa, als er in der Debatte über die Strafbarkeit von sexueller Belästigung das sogenannte "Pograpschen" als zulässiges Anbahnungsinstrument für ernsthafte Beziehungen verteidigt hatte. Freiwillige Kinderlosigkeit hatte der Internist 2013 nach seiner Wahl in den Nationalrat als "amoralisch" bezeichnet.