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Pensionsreformen könnten Gender Pension Gap nicht schließen

Mit Reformen im Pensionsrecht kann die Pensionslücke zwischen Männern und Frauen laut einer Wifo-Studie nicht geschlossen, sondern nur abgemildert werden. So würde eine Höherbewertung der Kindererziehungszeiten den Gender Pension Gap beispielsweise nur geringfügig auf rund 37 Prozent drücken. Wifo-Ökonomin und Alterssicherungskommissions-Vorsitzende Christine Mayrhuber plädierte in einer Pressekonferenz für einen stärkeren Fokus auf die Einkommenssituation von Frauen.

Ökonomin Mayrhuber sieht nur geringe Hebelwirkungen im Pensionssystem
Ökonomin Mayrhuber sieht nur geringe Hebelwirkungen im Pensionssystem

Eine Höherbewertung der Kindererziehungszeiten wäre eine Möglichkeit, diese gesellschaftlich wichtige Arbeit besser anzuerkennen, sagte Mayrhuber am Dienstag beim Online-Gespräch von "Diskurs. Das Wissenschaftsnetz" im Vorfeld des Equal Pension Days. Während der ersten vier Jahre nach der Geburt eines Kindes wurde ein Beitrag auf das Pensionskonto eingebucht, der bei einem Monatsgehalt von 1.900 Euro zustande käme. Gehe man hingegen von einer durchschnittlichen Beitragsgrundlage von 3.700 Euro sowie davon aus, dass nur Frauen betroffen sind, würde der Gender Pension Gap von derzeit 41,7 auf 37,2 Prozent sinken. Allerdings würde diese Maßnahme nur die Absicherung von Frauen mit Kindern - nicht aller Frauen - verbessern.

Equal Pension Day am 7. August

Werden die Beitragsgrundlagen von Frauen um einen "Gender-Pay-Gap-Faktor" erhöht, könnte der Gender Pension Gap je nach Umsetzung auf bis zu 27,1 Prozent sinken. Sehr gering wäre der Effekt auf den Gender Pension Gap hingegen, wenn die Zeiten der Arbeitslosigkeit höher bewertet würden (41,4 Prozent) und dann, wenn wieder die besten 15 Jahre für die Berechnung der Pensionshöhe herangezogen werden würden (40,0 Prozent). Zudem wäre Letzteres "unglaublich teuer", so Mayrhuber.

Das Ergebnis der Studie sei für sie relativ enttäuschend gewesen, sagte die Ökonomin - sie habe sich größere Hebelwirkungen erwartet. Der Unterschied zwischen den durchschnittlichen Frauen- und Männerpensionen liegt aktuell bei 39,7 Prozent. Der Equal Pension Day - jener Tag, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst zu Jahresende - fällt damit auf Donnerstag, den 7. August. Die Wifo-Rechnung basiert allerdings auf den Pensionsneuzugängen von 2015 bis 2021, dabei ergibt sich eine Pensionslücke von 41,7 Prozent.

Mayrhuber will Diskussion über Bewertung von Arbeit

Bei den Beitragsgrundlagen der Selbstständigen, bei denen es die größte Lücke gibt, müsse man sich etwas überlegen, appellierte Mayrhuber. Im Allgemeinen brauche es einen stärkeren Fokus auf die Einkommenssituation von Frauen sowie Maßnahmen wie die Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie. Auch eine generelle Diskussion über die Bewertung von Arbeit "sollten wir führen", so die Ökonomin, werde doch beispielsweise technische Arbeit höher bewertet als "gesellschaftlich dringend notwendige Bildungsarbeit".

Im EU-Vergleich erreicht Österreich laut Mayrhuber einen "negativen Spitzenwert", was sie auf ein konservatives Familienmodell und einen höheren Gender Pay Gap zurückführte. Nur die Niederlande und Malta schneiden noch schlechter ab, zudem glichen sich die Pensionen von Männern und Frauen in Österreich in den vergangenen zehn Jahren langsamer an als im Durchschnitt.