Der mutmaßliche neue Parteichef Andreas Babler sagte als erstes, die Wahlkommission solle die Stimmen nochmals überprüfen. "Es ist ganz wichtig, dass hier keine Fragezeichen bleiben. Ich erwarte mir absolute Transparenz und Klarheit." Sollte das Ergebnis stimmen, dann werde er das Amt und die Verantwortung übernehmen. Er entschuldigte sich "aus tiefstem Herzen" bei allen und auch bei Hans Peter Doskozil für die Vorkommnisse. "Aber ich gebe mein Wort, wenn ich dieses Amt übernehme, ich werde am Comeback der Sozialdemokratie arbeiten." In Richtung der Parteimitglieder sagte er, der Partei solle der Stolz und die Würde zurückgegeben werden.
SPÖ-Debakel bei Vorsitzwahl: Neuer Gewinner ist Andreas Babler, er traut der Sache aber noch nicht ganz
Andreas Babler dürfte nun der neue SPÖ-Parteichef werden. Denn man hat bei der Auszählung am Parteitag in Linz die Stimmen vertauscht. So kam nicht Hans Peter Doskozil auf 52,7 Prozent der Stimmen, sondern Andreas Babler. Das verkündete die Leiterin der Wahlkommission, Michaela Grubesa, in einer eilig einberufenen Pressekonferenz Montagnachmittag. Hans Peter Doskozil und Andreas Babler traten im Anschluss vor die Presse.

Hans Peter Doskozil reagierte gefasst
Hans Peter Doskozil sagte in seinem kurzen Statement zu den schier unvorstellbaren Vorkommnissen: "Das ist ein Tiefpunkt für die österreichische Sozialdemokratie." Am Vormittag sei er darauf hingewiesen worden, dass es zu Fehlern gekommen sei. "Und es ist das Ergebnis zutage gekommen, das nun auf dem Tisch liegt." Dieses Ergebnis sei zur Kenntnis zu nehmen, daran könne nicht gerüttelt werden. "Ich möchte an dieser Stelle Andreas Babler zum Gewinn der Wahl und zum Vorsitz der Bundespartei gratulieren."
Doskozil trat gefasst vor die Presse. Es sei für ihn persönlich keine angenehme Situation, räumte er ein, aber das Wahlergebnis müsse zur Kenntnis genommen werden. Allerdings gehe es jetzt in dieser Stunde darum, nicht den Kopf in den Sand zu stecken, "es wird genug Häme geben, es wird genug Spott geben, das müssen wir uns leider gefallen lassen", aber es werde wieder schönere Zeiten für die Sozialdemokratie geben.
Was seine eigene Zukunft in der Partei anbelangt, sprach er Klartext. Für ihn sei damit das Kapitel Bundespolitik "ein für alle Mal " abgeschlossen. Er werde aus dem Burgenland für die Sozialdemokratie weiterarbeiten, sagte Doskozil. Nun sei Andreas Babler derjenige, der die SPÖ führen müsse.
Fehler bei Übertragung in Excel-Tabelle
Der Fehler sei bei der Übertragung in eine Excel-Tabelle passiert. Das sagte die Leiterin der SPÖ-Wahlkommission, Michaela Grubesa, am Montag um 15.30 Uhr. Die Listen aus den Wahlurnen seien zusammengeführt und in das System eingespeist worden, der Fehler dabei geschehen: "Das Ergebnis wurde umgedreht."
Dass es überhaupt zur Neuauszählung kam, hängt damit zusammen, dass beim offiziell verkündeten Ergebnis eine Stimme fehlte. Die wurde gefunden und war ungültig. Gleichzeitig wurde aber auch entdeckt, dass die Stimmen falsch zugeordnet wurden.
Ein neuer Parteitag ist laut Grubesa nicht nötig: "Aus meiner Sicht ist der ganze Prozess belegbar", sagte Grubesa, die sich bei Doskozil entschuldigte. Dass am Parteitag nicht nachkontrolliert wurde, nahm sie auf sich. Niemand in der Kommission - auch nicht sie selbst - habe das veranlasst. Laut dem nun vorliegenden Ergebnis kam Hans Peter Doskozil auf 280 Stimmen, Andreas Babler hingegen auf 317.


