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Studierende wählen Vertretung: Vom Hörsaal ins Parlament

Die Österreichische HochschülerInnenschaft war stets ein politisches Sprungbrett. Ab 13. Mai wird wieder gewählt.

Bevor der regelrechte Wahlmarathon der vergangenen Monate nach dem Bestreiten der Wien-Wahl vorerst ein Ende hat, steht eine große Wahl noch aus: die Wahl der Österreichischen HochschülerInnenschaft, der ÖH, die die Studierenden in ihren Anliegen vertritt. Gewählt wird auf drei Ebenen: Mit der Bundesvertretung wird das österreichweite Studierendenparlament bestimmt, für die Hochschulvertretung werden die Mandate für die lokale Hochschule vergeben. Hinzu kommt die Wahl der Studienvertretung.

An der Spitze der bundesweiten ÖH steht derzeit eine linke Exekutive aus VSStÖ, GRAS und KSV-LiLi. Für die Bundesvertretung, das 55-köpfige Studierendenparlament, stehen diesmal elf Listen zur Wahl. Wahlberechtigt sind vom 13. bis zum 15. Mai allemal 400.000 Personen. An manchen Fachhochschulen und Privatunis konnte sogar schon am Freitag gewählt werden. Dass die Wahlen traditionell trotzdem weitgehend unter dem Radar fliegen, hat einen naheliegenden Grund: Selbst an den Universitäten hält sich das Interesse in Grenzen.

Zuletzt ging österreichweit nur jeder Fünfte wählen. In Salzburg, wo an der Universität aktuell noch eine Koalition aus VSStÖ, GRAS und der Liste Unabhängiger und Kritischer Studierender (LUKS) regiert, waren es gar nur knapp 15 Prozent. Immer wieder stellt das die Legitimation der Studierendenvertretung infrage - und schwächt so nicht selten auch ihre Verhandlungsposition gegenüber Politik und Universitäten.

Dabei gilt die HochschülerInnenschaft längst selbst als politische Kaderschmiede. Ob Hannes Androsch oder der ehemalige Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Ex-Vizekanzler Wilhelm Molterer (ÖVP) und der spätere Innenminister und VP-Delegationsleiter im Europäischen Parlament, Ernst Strasser: Sie alle starteten ihre politische Karriere als Teil der Hochschülerschaft. Der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer war einst Mandatar der SPÖ-Vorfeldorganisation.

Auch der spätere Bundeskanzler Christian Kern machte sich schon in der ÖH einen Namen. 1989 fungierte er als Spitzenkandidat des VSStÖ für den Hauptausschuss der Uni Wien, also die lokale Hochschulvertretung. Der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner war für die AG ÖH-Chef an der Uni Innsbruck - wie übrigens auch Ex-Neos-Chef Matthias Strolz von 1996 bis 1998. Der spätere FPÖ-Chef Norbert Steger brachte es immerhin zum stellvertretenden Vorsitzenden des Rings Freiheitlicher Studenten (RFS), der blauen Vorfeldorganisation.

Heute rekrutieren vor allem die Grünen und die Neos Personal aus der ÖH. So schafften es zuletzt etwa die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer, die als ÖH-Chefin während der Audimax-Besetzung bekannt wurde, und der frühere Junos-Spitzenkandidat und jetzige Neos-Klubchef Yannick Shetty vom Hörsaal auf die höhere politische Ebene.