Der Bundespräsident würdigte den Nationalfonds als "Brückenbauer". Die Institution habe über die Jahre viele weitere Schritte der tätigen Verantwortung gesetzt, etwa durch die Förderung von Projekten, die die Erinnerung bewahren und zu einer Sensibilisierung in der Gesellschaft beitragen würden. Gleichzeitig warnte er vor wieder aufflammendem Antisemitismus und Rassismus. Freiheit und Demokratie seien nicht selbstverständlich, betonte der Bundespräsident, denn: "Gewalt und Irrationalität sind weltweit auf dem Vormarsch."
Gleichzeitig drückte Van der Bellen die Hoffnung aus, dass es einen Ort für alle Opfer des NS-Regimes gebe. "Er drückt die Haltung der Republik und der Gesellschaft aus und hat somit eine hohe Bedeutung für uns alle", meinte er dazu. Gleichzeitig dankte das Staatsoberhaupt in seiner Festrede den "engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern" des Nationalfonds. Dieser habe im Laufe der vergangenen 30 Jahre viele Menschen erreicht. "Anerkennung des Leids ist zur Linderung des Traumas unerlässlich", so Van der Bellen.
Eröffnung durch Haubner
Die Eröffnungsrede beim Festakt hielt der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP). Dieser führt seit einer Gesetzesänderung die Geschäfte des Nationalfonds, nachdem Kritik am Vorsitzenden, Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ), laut geworden war. Der Freiheitliche saß bei der Feier zwar im Publikum, sprach aber nicht. Auch Vertreter der Opfergruppen wie etwa der Präsident der israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG), Oskar Deutsch, waren anwesend.
Auch Haubner würdigte die Arbeit des Nationalfonds. Dieser sei "weit mehr als ein Instrument zur Anerkennung erlittenen Unrechts". Der Zweite Nationalratspräsident erwähnte etwa die zahlreichen geförderten Projekte, die zur Erinnerung beitragen würden und den Simon-Wiesenthal-Preis. Es brauche immer wieder Impulse für eine zeitgemäße Präventionsarbeit. "Es braucht aber auch die Wissensvermittlung über den Nationalsozialismus, seine Nachgeschichte und seine Folgen."
"Nie wieder" keine Plattitüde
Antisemitismus gefährde nicht nur das Leben von Jüdinnen und Juden, "Antisemitismus gefährdet unsere gesamte Demokratie", warnte auch Haubner vor den aktuellen Entwicklungen. Ein "Nie wieder" dürfe nicht nur eine Plattitüde sein, sondern vielmehr ein Auftrag "an Staat und Gesellschaft, an Bildung und Politik, an jede und jeden einzelnen von uns".
Nach der Festrede des Bundespräsidenten gab es im Parlament ein Gespräch mit zwei der damals führenden Politiker, die wesentlich zur Einrichtung des Nationalfonds beigetragen hatten: Der einstige Nationalratspräsident Andreas Khol (ÖVP) sowie der ehemalige Bundeskanzler Franz Vranitzky. Lesungen standen danach durch zwei Nachfahren und Nachfahrinnen von NS-Opfern, Sarah Gärtner-Horvath und Yuval Yaary, auf dem Programm.
Seit 1995
Im Jahr 1995 hatte der Nationalrat den Beschluss gefasst, den Nationalfonds einzurichten, um die besondere Verantwortung der Republik Österreich gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus zum Ausdruck zu bringen. Er erbringt Leistungen an NS-Opfer und ihre Nachkommen, insbesondere an Personen, die keine oder eine völlig unzureichende Leistung erhielten, die in besonderer Weise der Hilfe bedürfen oder bei denen eine Unterstützung aufgrund ihrer Lebenssituation gerechtfertigt erscheint.
(Quelle: APA)
