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Briefwahl-Auszählung: Grüne haben kaum noch Chancen

Mit Auszählung der Briefwahlstimmen wird es immer wahrscheinlicher: Die Grünen werden nach 31 Jahren wohl aus dem Nationalrat fliegen.

Mehr als 750.000 Wahlkarten wurden am Montag ausgezählt: Die Grünen haben kaum noch Chancen.
Mehr als 750.000 Wahlkarten wurden am Montag ausgezählt: Die Grünen haben kaum noch Chancen.

Die SPÖ wird doch nicht erstmals in ihrer Geschichte Dritte bei einer Nationalratswahl: Mit der Auszählung der Briefwahl am Montag überholte sie die FPÖ und liegt nun auf Platz 2. Die Grünen müssen sich darauf einstellen, den Nationalrat tatsächlich zu verlassen. Sie kamen Montagnacht nur auf 3,76 Prozent. Und am Donnerstag sind nur noch 36.000 Wahlkarten auszuzählen.

Denn am Montag wurden bereits 758.588 per Post oder bei den Bezirkswahlbehörden im eigenen Wahlkreis abgegebene Briefwahl-Stimmen ausgezählt. 753.616 davon waren gültig, das waren beinahe 15 Prozent der bisher ausgewerteten gültigen Stimmen.

NEOS und Liste Pilz haben von den Briefwahlstimmen profitiert - sind sicher im Nationalrat vertreten.

Veränderungen haben die Briefwahlstimmen bei den Mandaten bewirkt: Die FPÖ hat nunmehr zwei weniger als im Sonntags-Ergebnis, nämlich 51 - und damit auch eines weniger als die SPÖ, die bei 52 blieb. Die ÖVP bekam noch eines (auf 62) dazu, ebenso die NEOS (auf 10). Die Liste Pilz wird acht Abgeordnete stellen.

Wahlbeteiligung stark wie nie zuvor gewachsen

Die Wahlbeteiligung ist bei dieser Nationalratswahl gestiegen wie nie zuvor in der Zweiten Republik: Schon nach Auswertung des ersten Teils der Briefwahl am Montag gab es einen Zuwachs von 4,50 Prozentpunkten auf nun 79,41 Prozent - und mit der Auszählung der noch ausständigen rund 36.000 Wahlkarten am Donnerstag wird das Plus auf fünf Punkte und die Beteiligung auf fast 80 Prozent steigen.

Diese Nationalratswahl - die den vierten Machtwechsel der Zweiten Republik brachte - hat bewiesen, dass die Österreicher durchaus zu mobilisieren sind, wenn sie das Gefühl haben, dass es "wirklich um etwas geht". Das zeigte sich schon beim Bundespräsidenten-Wahlmarathon im Vorjahr. Da stieg am dritten Wahlsonntag, bei der Wiederholung der aufgehobenen Stichwahl, die Beteiligung überraschend noch einmal (auf 74,21 Prozent) an.

Ähnlich stark wie heuer wuchs die Beteiligung bisher erst einmal - und zwar auch bei einer von der ÖVP (damals Wolfgang Schüssel) ausgerufenen vorzeitigen Neuwahl im Jahr 1995. Damals stieg die Teilnahme um 4,04 Punkte auf 85,98 Prozent.

Ein großer Teil der Wähler nützt mittlerweile die Briefwahl: Fast 15 Prozent der gültigen Stimmen der Nationalratswahl wurden am Postweg oder per Briefwahlkarte im "eigenen" Wahlkreis abgegeben. Am Donnerstag müssen die Landeswahlbehörden noch rund 36.000 Stimmen auszählen, die am Wahlsonntag entweder per Wahlkarte oder per Briefwahl in einem "fremden" Wahlkreis abgegeben wurden.

Die dann nicht ganz 80 Prozent sind allerdings bei weitem kein Rekordwert der nunmehr 22 Wahlen seit 1945. Denn bis 1986 lag die Beteiligung immer über 90 Prozent, bis 2002 nutzten noch immer mehr als vier Fünftel ihr Wahlrecht - und somit wird die jetzige Beteiligung nur die beste seit 2006. Bis 1992 bestand allerdings in einigen Bundesländern Wahlpflicht.