Nach und nach besuchen Kandidaten und Analysten das Wahlstudion der Bundesländerzeitungen. Wir haben ihre Aussagen hier zusammengefasst.
ÖVP
Sebastian Kurz: Es ist ein unglaubliches Gefühl, wir sind alle ganz überwältigt von dem Ergebnis. Wir haben heute das Unmögliche möglich gemacht. Das ist aber auch eine große Verantwortung und ich werde mit dieser Verantwortung sehr behutsam umgehen, ich will eine ordentliche Kultur des Miteinanders schaffen. Das Ergebnis ist ein Auftrag zur Veränderung unseres Landes in eine positive Richtung. Ich werde jetzt nicht in Spekulationen über mögliche Koalitionen einsteigen, nun ist einmal der Bundespräsident am Zug. Klares Ziel ist es, unser Programm umzusetzen, wir wollen echte Veränderungen - von der Steuerpolitik bis zur Migration - erreichen, und dafür werde ich einen Partner brauchen. Der Wahlkampf ist jetzt vorbei und damit sollte auch die Rhetorik des Wahlkampfes vorbei sein. Die Bevölkerung schätzt nicht den Stil des gegenseitigen Schlechtmachens, das hat der Wahltag auch gezeigt. Auf Vorwürfe eines Rechtsrucks und einer Orbanisierung des Landes möchte ich gar nicht reagieren, ich will lieber weiter Sachpolitik machen.
Elisabeth Köstinger: Wir sind angetreten, um einen neuen Stil in die Politik zu bringen und die ÖVP zu öffnen. Das ist uns wirklich geglückt. Wir werden mit jener Partei, die unsere Ideen am besten umsetzen will, eine Koalition bilden. Es gab im Vorfeld keine Koalitionsgespräche mit der FPÖ, wir werden jetzt mit allen Gespräche führen. Von SPÖ-Chef Christian Kern hätten wir uns nach den Vorkommnissen im Wahlkampf eine Entschuldigung gewünscht, aber er kann das ja noch nachholen.
SPÖ
Christian Kern: Das Wahlergebnis ist zur Kenntnis zu nehmen. Es gilt jetzt, das Beste für unser Land zu machen. Wir haben in Österreich schon seit geraumer Zeit einen Rechtsruck bei den politischen Themen erlebt, das ist zu bedauern, weil viele Zukunftsfragen dabei zu kurz kommen. Da müssen sich auch die Medien bei der Nase nehmen, es gab einen beispiellosen Gegenwind für uns. Manche haben gesagt, es war ein Fehler, dass ich mich mit dem Boulevard angelegt habe, aber das würde ich wieder machen. Es hat mir zwar nicht genützt, aber es gibt eben Grenzen. Natürlich ist das Ergebnis nicht das, was ich erhofft habe, denn Österreich hat jetzt eine rechtspopulistische Mehrheit. Die SPÖ drückt sich nicht davor, Regierungsverantwortung zu übernehmen, aber nur regieren, um zu regieren will ich nicht. Meine Gegner werden weitere neun Jahre mit mir auskommen müssen, ich habe gesagt, zehn Jahre in der Politik zu bleiben und da ist erst ein Jahr vergangen. Ich will keine Orbanisierung Österreichs, die ÖVP und die FPÖ haben ja wortidente Programme, die allerdings Österreich schwächen. Da kommt für uns als SPÖ eine wichtige Rolle zu, wir sind die Einzigen, die da einen Gegenpol setzen können.
Christoph Matznetter: Bundesgeschäftsführer Christoph Matznetter geht davon aus, dass der Bundespräsident jetzt Sebastian Kurz mit der Regierungsbildung beauftragen wird. Österreich habe am Wahlsonntag einen "ziemlichen Rechtsruck" gemacht, diese Veränderung werde man zur Kenntnis nehmen müssen. Während etwa die AfD in Deutschland auf 13 Prozent gekommen ist, bewege sich die FPÖ bei rund 30 Prozent. Die SPÖ werde das Ergebnis in den kommenden Tagen analysieren müssen, er, Matznetter, gehe davon aus, dass Christian Kern an der Parteispitze bleiben wird.
FPÖ
Norbert Hofer: Wichtig ist es jetzt, dass wir uns selbst treu bleiben. Es ist sicher leichter, sich mit der ÖVP auf eine Regierung zu einigen, mit der SPÖ ist das sicher schwieriger. Aber da werde ich auch mit Heinz-Christian Strache reden, er ist unsere Erfolgslokomotive und es wird von ihm abhängen, in welche Richtung es gehen wird. Ganz wichtig dabei ist das Element der direkten Demokratie. Wir werden nur mit jener Partei regieren, die bereit ist, direkt demokratische Elemente mit uns umzusetzen. Weil viel von einem Rechtsruck reden: Einteilungen in rechts und links sind, wenn man die Parteiprogramme liest obsolet. Man muss der Vernunft den Vorrang vor der Ideologie geben.
Herbert Kickl: Ich freue mich sehr für die FPÖ, wir haben heute einen großen Zuwachs erzielt. Wir reden jetzt noch nicht über Koalitionen, wichtig ist, dass wir eine Koalition mit der österreichischen Bevölkerung haben. Als guter Demokrat will ich jetzt niemanden ausschließen, wir werden bei den bevorstehenden Verhandlungen in alle Richtungen offen sein. In der Vergangenheit haben wir gezeigt, dass wir als Oppositionskraft viel erreicht haben, wir sind aber auch bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Grüne
Ulrike Lunacek: Das Ergebnis ist eine bittere Niederlage und eine schwere Enttäuschung, es ist jetzt noch eine Zitterpartei, ob wir überhaupt in den Nationalrat kommen. Das Wahlergebnis ist kein gutes Ergebnis für Europa. Wir hoffen, dass wir in Zukunft eine scharfe Opposition im Parlament sein können. Es ist schade, dass es zu der Abspaltung mit Peter Pilz gekommen ist, gemeinsam hätten wir viel mehr erreichen können. Vor allem in der ersten Hälfte dieses Jahres ist bei uns viel schiefgelaufen.
Werner Kogler: Wir haben über zwei Drittel der Stimmen verloren, das ist eine große Niederlage und ein schwerer Rückschlag für die Grünen. Tot ist aber bei uns gar nichts, wir sind ja in vielen Landtagen und vielen Stadtparlamenten. Auch bei vielen Grünen in anderen Ländern Europas gibt es ein Auf und Ab, aber natürlich ist das Ergebnis jetzt für uns dramatisch. Wir haben aber auch schwere Fehler gemacht. In Zukunft werden wir uns fragen müssen, wie wir die Wähler wieder für uns begeistern können, da wird einiges zu tun sein. In jedem Fall werden wir so auftreten müssen, dass wir wieder pointierter wahrgenommen werden. Wir brauchen dringend eine interne Auseinandersetzung, wie wir auftreten.
Neos
Matthias Strolz: Wir haben heute einen Wachstumsschritt gemacht. Das ist sehr erfreulich. Ich werde im Parlament die proeuropäische Opposition anführen und das ist dringend notwendig. Heute haben wir das kleine Finale für uns entscheiden können, es gibt ein organisches Wachstum, das ist gut, nur Unkraut wächst schnell. Leider gibt es in Österreich jetzt einen Rechtsruck, der dem Land nicht gut tut. Wir gehen einen Schritt in Richtung eines autoritären Staatsverständnis. Eine Regierungsbeteiligung wird es von uns nicht geben, wir wollen nicht das fünfte Rad am Wagen sein.
Irmgard Griss: Das Ergebnis ist für die Neos ein toller Erfolg. Die Neos haben sich in ganz Österreich als politische Kraft etabliert, man wird auf allen Ebenen, also auch bei Landtagswahlen, in Zukunft mit ihnen rechnen müssen. Im Parlament werden die Neos mit allen politischen Kräften Allianzen suchen, dabei schließe ich auch die FPÖ nicht aus. Schließlich hat es ja auch in der Vergangenheit immer wieder Bereiche gegeben, in denen man einer Meinung war. Für mich selbst ist das Bildungsthema ein Herzensanliegen, auch die proeuropäische Ausrichtung ist von großer Bedeutung.
Beate Meinl-Reisinger: Es haben manche versucht, uns zu vernichten, aber das ist nicht gelungen. Nun ist auch wieder eine schwarz-rote Koalition möglich, mit einem schwarzen Kanzler, was aber bedeuten würde, dass der Stillstand weitergeht. Eine FPÖ in der Regierung wollen wir nicht, weil dies für die Europapolitik unseres Landes problematisch wäre.
Liste Pilz
Peter Pilz: Wir haben heute den ganzen Tag gezittert, was wir geschafft haben, ist wunderbar. Es ist schrecklich, wenn die Grünen nicht ins Parlament kommen, ich hoffe, es geht sich noch aus. Wir haben keinen Wahlkampf gegen die Grünen geführt, wir sind vermutlich jene Listen, die am fairsten miteinander umgegangen sind. Es wird aber nicht das Ende der Grünen sein, sie sind eine starke, gut verwurzelte Partei. Sie werden sich erneuern wie die FPD in Deutschland und wenn es gelingt, werden sie wieder ins Parlament kommen. Schwarzblau ist für mich noch nicht sicher, es könnte auch Rotblau kommen, was für mich aber auch ein Gespenst wäre. Ich bin in Sorge, wenn die FPÖ in die Regierung kommt. Da gibt es den Kreislauf Oppositionsbank, Regierungsbank, Anklagebank. Wir arbeiten heute noch in den Gerichten das schwarzblaue Erbe aus der Vergangenheit auf.
Milo Tesselaar: Für uns von der Liste Pilz wäre es ein Wermutstropfen, wenn es die Grünen nicht ins Parlament schaffen. Das wäre auch für ganz Österreich nicht ideal. Wir werden einen sozialpolitischen Gegenpol zu Schwarzblau bilden, denn es würde mich wundern, wenn eine andere Regierungsform kommen würde. Unsere Liste gibt es erst seit zwei Monaten, wir haben bei Null begonnen und das Ergebnis ist unglaublich.
