Na bitte, jetzt ist es endlich heraus: Sebastian Kurz möchte mit der FPÖ Koalitionsverhandlungen führen. Gewusst hat man das eigentlich schon am Wahlabend, aber der ÖVP-Chef musste erstens die Usancen gegenüber dem Herrn Bundespräsidenten wahren und zweitens muss er bei der Wahl seiner Geschwindigkeit auch auf die Außenwirkung achten.
Denn zum einen erwarten die Bürger nach den Jahren des Stillstands nun zu Recht eine zügige Regierungsbildung. Zum anderen aber verbreitet die SPÖ seit Tagen die These, Schwarz-Blau wäre schon seit mehr als einem Jahr ausgemacht gewesen. Zwischen diesen beiden Polen muss sich Kurz bewegen. Er durfte sich mit seiner Erklärung, eine Koalition mit der FPÖ anzustreben, nicht zu viel Zeit lassen, aber auch nicht zu wenig.
Diese taktische Tempowahl wird auch den Gang der schwarz-blauen Koalitionsverhandlungen bestimmen. Die beiden Verhandlungsteams werden bemüht sein, die Geduld der Bevölkerung nicht über Gebühr zu strapazieren. Sie werden aber auch den Eindruck zu zerstreuen versuchen, es wäre ohnehin schon alles ausgemacht. Die Verhandlungen werden also durchaus einige Wochen dauern und zweifellos auch die eine oder andere Krise aufweisen - spätestens, wenn es an die Ressortverteilung geht.