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190 Teilnehmer an Kinderschutzgipfel im Vatikan

Zu dem viertägigen Anti-Missbrauchsgipfel, der am Donnerstag im Vatikan beginnt, werden 190 offizielle Teilnehmer erwartet. Sie vertreten 114 katholische Bischofskonferenzen aus aller Welt sowie rund 20 mit Rom unierte katholische Ostkirchen. Österreich wird durch Kardinal Christoph Schönborn in Rom vertreten.

Papst Franziskus wird den Gipfel eröffnen
Papst Franziskus wird den Gipfel eröffnen

Das Gipfeltreffen wurde am Montag bei einer Pressekonferenz vom Moderator des Gipfels, Pater Federico Lombardi, sowie von zwei Mitgliedern des Organisationskomitees, dem Erzbischof von Chicago, Kardinal Blase Cupich, und vom Malteser Erzbischof, Charles Scicluna, vorgestellt. Bei der Pressekonferenz anwesend war auch der deutsche Jesuit Hans Zollner, Leiter des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana.

Die Arbeit des Gipfels wird Papst Franziskus mit einer Einleitung am ersten Tag eröffnen. Der Heilige Vater wird an den Referaten des Gipfeltreffens teilnehmen. Abstimmungen oder Beschlüsse über Papiere sind nicht vorgesehen. Papst Franziskus wird am Sonntagvormittag zum Abschluss der Messe eine zusammenfassende Ansprache halten. Eingerichtet wurde eine offizielle Webseite des Gipfels (www.pbc2019.org) auf der die Arbeiten live verfolgt werden können. Täglich sind drei Referate mit Fragerunden sowie Beratungen in verschiedenen Sprachgruppen (Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch) vorgesehen. Außerdem sind Zeugnisse von Missbrauchsopfern geplant.

"Wir müssen das Mögliche unternehmen, jeder im Rahmen der eigenen Kompetenzen, damit die Kirche zu einem sicheren Haus für die Schwächeren wird", sagte Cupich.

Lombardi erklärte, das Kinderschutztreffen solle die Führung der katholischen Kirche umfassend mit dem Thema Missbrauch und der Verantwortlichkeit der Hierarchie konfrontieren. Die Arbeitstage des Treffens stehen unter den Hauptthemen Verantwortung, Rechenschaft und Transparenz.

Vor Beginn des hochrangig besetzten Kongress zum Thema Kinderschutz im Vatikan werden die Teilnehmer Missbrauchsopfer treffen, erklärte Lombardi. Während des Kongresses werden in Rom mehrere Vertreter von Verbänden anwesend sein, die Missbrauchsopfer vertreten. Das Organisatorenkomitee des Kongresses wird circa ein Dutzend Missbrauchsopfer treffen, um ihre Forderungen anzuhören, erklärte Lombardi. Weder der Ort noch der Tag des Treffens sollen bekanntgegeben werden.

Vor Beginn des Gipfels forderten Missbrauchsopfer den Papst zu entschlossenem Durchgreifen gegen Kindesmissbrauch auf. "Wir fordern die Umsetzung des Slogans Toleranz Null bei Kindesmissbrauch. Jeder verantwortliche Geistliche muss das Priesteramt niederlegen", forderte Peter Saunders, Sprecher der Missbrauchsopfer.

Der Brite, der als Jugendlicher von zwei Priestern missbraucht worden war, hatte 2016 nach öffentlicher Kritik an der Aufklärungsarbeit der Kirche sein Mandat in der päpstlichen Kinderschutzkommission ruhend gestellt und legte es später ganz zurück. Er forderte, dass Bischöfe, die Missbrauchsvorwürfe versanden lassen, von der Kirche ausgeschlossen werden sollten. "Wir fordern für alle Bischöfe die Anklagepflicht von Missbrauchsfällen bei den Justizbehörden", so Saunders nach Angaben der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Das Organisationskomitee des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan wird auch nach Ende des Treffens im Einsatz bleiben. Ziel sei, Dossiers mit den Ergebnissen der Konferenz zu entwerfen, teilte der maltesische Erzbischof Charles Scicluna, Mitglied des Organisationskomitees des Gipfeltreffens, mit.