Orban teilte Bilder von dem Treffen auf seiner Facebook-Seite, die beide Politiker unter anderem beim Bewundern der Aussicht auf die Donau vom Hügel in Buda aus zeigen, wo sich der Regierungssitz befindet. Orban schrieb dazu: "Einmal Kanzlerin bedeutet bei uns immer Kanzlerin. Willkommen in Ungarn, Angela Merkel".
Zugespitzt hatten sich ihre Meinungsverschiedenheiten anlässlich der Flüchtlingskrise von 2015, als Zehntausende Menschen aus den Krisengebieten etwa im Nahen Osten durch Ungarn Richtung Westeuropa flohen. Ungarn verweigerte den Geflüchteten zeitweise die Weiterreise, später gestattete er diese, nachdem Merkel die Aufnahmebereitschaft Deutschlands erklärt hatte. Merkels damaliger, in diesem Zusammenhang geäußerter Satz "Wir schaffen das!", wurde seither oft von Orban und seinen Anhängern in Politik und Medien verspottet.
Merkel in Ungarn wegen "pragmatischer" Russlandpolitik geschätzt
Orban ließ im selben Jahr einen Stacheldrahtzaun an den Grenzen Ungarns zu Serbien und Kroatien bauen, um damit die bis dahin über grüne Grenzen erfolgte Zuwanderung der Flüchtenden auf der Balkanroute zu stoppen. Er setzte Gesetzesänderungen durch, die Asylanträge in Ungarn praktisch unmöglich machen. Als einzig positiven Aspekt von Merkels Politik bewertete ein Kommentar im regierungsnahen ungarischen Portal "mandiner.hu" am Mittwoch, dass die damalige Kanzlerin "an den Erhalt der europäischen Einheit durch Kompromisse geglaubt hat und an eine pragmatische Beziehung zu den Russen."
Merkel, Bundeskanzlerin von 2005 bis 2021, hat ihre Memoiren unter dem Titel "Freiheit. Erinnerungen 1954-2021" veröffentlicht. Die ungarische Version gab der Budapester Verlag Animus unter dem Titel "Szabadsag" heraus.