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Militäranalysten: Russen dringen in neues Gebiet in der Ukraine ein

Russische Truppen sind nach Angaben ukrainischer Militäranalysten in das Gebiet Dnipropetrowsk eingedrungen. Die Experten des Lagekartendienstes Deepstate kennzeichneten die Ortschaften Saporiske und Nowoheorhijiwka in der Region als russisch besetzt. Moskau spricht seit Wochen davon, in das Gebiet westlich von Donezk vorgedrungen zu sein. Die Ukraine dementiert diese Angaben weiterhin. In der Ostukraine sitzen 150 Bergleute nach einer russischen Attacke in der Mine fest.

"Die Streitkräfte der Ukraine haben das Vordringen der russischen Eroberer gestoppt und kontrollieren das Dorf Saporiske weiter", teilte die für den Frontabschnitt zuständige Armeegruppierung "Dnipro" auf Telegram mit. Die Kämpfe um den benachbarten Weiler Nowoheorhijiwka würden andauern. "Die Information über die Besatzung beider Ortschaften durch die Russen entspricht nicht den Tatsachen", wurde in der Mitteilung unterstrichen.

Kriegsveteranen und auch aktive Soldaten kritisieren hingegen immer öfter, dass Kommandanten geschönte Lageberichte schreiben und so die Armeeführung die reale Lage nicht immer kennt.

Russische Truppen kommen im Süden voran

Russische Truppen sind seit Monaten im Osten der Ukraine auf dem Vormarsch. Im Süden der Region Donezk sind sie inzwischen bis an die Gebietsgrenzen vorgerückt. Dort liegen auch die beiden nun eingenommenen Orte. Strategisch wichtige Städte gibt es in dieser ländlich geprägten Steppenlandschaft allerdings nicht.

Weiter nordöstlich kommen die russischen Truppen hingegen kaum voran. Sie werden durch einen Ring von Befestigungsanlagen ausgebremst. Kremlchef Wladimir Putin hat Medienberichten zufolge die Übergabe eben jenes Landstrichs zur Bedingung für ein Einfrieren der Front an anderer Stelle gemacht.

Fast 150 Bergleute nach Beschuss in Mine eingesperrt

Unterdessen sitzen Medien zufolge fast 150 Bergleute in der Ostukraine wegen eines russischen Angriffs auf ihre Kohlegrube unter Tage fest. Durch den Beschuss sei die Stromversorgung der Grube von Biloserske bei Dobropillja ausgefallen, berichteten ukrainische Medien. Der Betreiber, der ukrainische Stromversorger DTEK, nannte den genauen Ort nicht, bestätigte aber auf Telegram den Angriff. Ein Arbeiter sei getötet, drei weitere seien verletzt worden.

Es werde versucht, 146 eingeschlossene Bergarbeiter wieder an die Oberfläche zu holen. Der Chef der Bergarbeitergewerkschaft, Mychajlo Wolynez, sprach von 148 eingeschlossenen Bergleuten. Ein örtlicher Telegramkanal zeigte das Foto einer dichten schwarzen Rauchwolke über dem Bergwerk.

Russischer Vorstoß bei Dobropillja abgewehrt

Dobropillja liegt in dem Teil des ukrainischen Gebietes Donezk, der bisher von ukrainischen Truppen verteidigt wird. Vor einigen Wochen waren russische Stoßtrupps durch die dünn besetzten ukrainischen Linien bis kurz vor die Bergbaustadt vorgedrungen. Die Ukrainer drängten die Russen aber wieder zurück. Das betroffene Bergwerk liegt etwa 15 Kilometer von der Front entfernt.

Die Ukraine versucht, ihre Industrieanlagen und Bergwerke trotz des Risikos russischer Angriffe in Betrieb zu halten. Das Land verteidigt sich seit dreieinhalb Jahren gegen die russische Invasion.