Wie aus dem Außenamt verlautete, waren an Bord des Fluges "Botschaftsangehörige". Bei den Gesprächen der vergangenen Wochen sei es um eine "Reduzierung der russischen nachrichtendienstlichen Präsenz in Deutschland" gegangen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte im staatlichen TV-Sender Swesda mit Blick auf die angekündigte Ausweisung deutscher Diplomaten, es handle sich um eine Vergeltungsmaßnahme für die "erneute massenhafte Ausweisung von Mitarbeitern der russischen diplomatischen Vertretungen in Deutschland".
Vor den Äußerungen von Sacharowa hatte das russische Außenministerium Samstag früh erklärt: "Wir verurteilen diese Aktionen Berlins aufs Schärfste". Sie zerstörten "weiterhin das gesamte Spektrum der deutsch-russischen Beziehungen, einschließlich ihrer diplomatischen Dimension". Am 5. April sei der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr "offiziell" über die Entscheidung unterrichtet worden, "die Höchstzahl der Mitarbeiter der deutschen diplomatischen Vertretungen" in Russland "erheblich zu begrenzen". Dabei handle es sich um "Vergeltungsmaßnahmen".
Nach Beginn der russischen Militäroffensive in der Ukraine im vergangenen Jahr hatten Berlin und Moskau bereits gegenseitig Diplomaten ausgewiesen. Als Reaktion auf die Gräueltaten in der ukrainischen Ortschaft Butscha hatten neben Deutschland auch Frankreich, Italien, Spanien und zahlreiche andere Staaten russisches Botschaftspersonal zu unerwünschten Personen erklärt. Schon jetzt sind die Vertretungen stark ausgedünnt, die Dienstleistungen heruntergefahren. Die Lage hat sich mit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine deutlich verschärft.
Russland hatte im April vorigen Jahres 40 deutsche Diplomaten zu "unerwünschten Personen" erklärt und damit deren Ausweisung verfügt. Die Zahl entsprach etwa einem Drittel des deutschen diplomatischen Corps in Russland. Dies wiederum war eine Reaktion auf die Ausweisung von 40 russischen Diplomaten Anfang April 2022, die nach Angaben Berlins in Deutschland als mutmaßliche Spione tätig gewesen sein sollen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges haben die EU und Russland jeweils Hunderte Diplomaten ausgewiesen.
In einigen Fällen wurde dies explizit mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine begründet, in anderen Fällen ging es um Spionagevorwürfe. Moskau reagierte darauf seinerseits mit der Ausweisung zahlreicher westlicher Diplomaten. Seit Beginn von Moskaus Krieg in der Ukraine haben die russischen Spionageaktivitäten in Deutschland ein Ausmaß angenommen, das in den Jahren davor selten erreicht wurde. Deutsche Nachrichtendienste warnen regelmäßig vor dieser Bedrohung.
In der Früh war eine russische Regierungsmaschine mit Sondergenehmigung von Moskau nach Berlin geflogen. Das Flugzeug vom Typ Iljuschin Il 96-300 wurde am Nachmittag wieder in Moskau erwartet. Eigentlich ist der Luftraum zwischen der EU und Russland wegen der Sanktionen im Zuge des Ukraine-Krieges gesperrt. Es war nicht klar, ob die russischen Diplomaten womöglich an Bord dieser Maschine waren.