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Besorgnis wegen Angriffen auf Christen in Syrien

Nach wiederholten Übergriffen auf Christen und andere Minderheiten in Syrien wächst die Sorge um deren Sicherheit unter der neuen Übergangsregierung des Landes. Islamistische Gruppen, die teils der Regierung angehören, werden für eine Welle von Entführungen, Morden und Einschüchterungen verantwortlich gemacht. Menschenrechtsorganisationen und Kirchenvertreter warnen, die Gewalt gefährde den fragilen Wiederaufbau des vom Krieg zerrütteten Landes.

Syriens Präsident Ahmed al-Sharaa
Syriens Präsident Ahmed al-Sharaa

Besonders betroffen soll die südliche Region Sweida, wo Drusen und Christen leben, sein, informiert das asiatische Nachrichtenportal "Uca News" am Wochenende. Laut der US-Organisation "Save the Persecuted Christians" erreichen rund 90 Prozent der Hilfsgüter, die über Damaskus verteilt werden, Sweida nicht. Die Organisation appellierte an US-Präsident Donald Trump, bei seinem Treffen mit Syriens Präsidenten Ahmed al-Sharaa am Montag in Washington - dem ersten Besuch eines syrischen Präsidenten im Weißen Haus - auf einen humanitären Korridor zu drängen.

Erschüttert reagierten Kirchenvertreter auch auf die Ermordung des drusischen Arztes Hamza Shaheen, der Ende Oktober nahe Damaskus entführt und wenige Tage später gefoltert aufgefunden worden war. Erzbischof Jacques Mourad, der die syrisch-katholische Erzdiözese Homs leitet, warnte: "Die Kirche in Syrien stirbt." Immer mehr Christen würden das Land aus Angst vor religiös motivierter Gewalt verlassen. Aktuell steuere Syrien weder religiös noch gesellschaftlich auf mehr Freiheit zu, so Mourad. Nur ein stabiles politisches System und verlässliche Sicherheit könnten die Abwanderung stoppen.

Gezielten Attentate und Drohungen in der "Tal der Christen"-Region bei Homs

Religionsfreiheitsexpertinnen wie Lauren Homer vom "International Religious Freedom Forum" berichten von gezielten Attentaten und Drohungen in der "Tal der Christen"-Region bei Homs. Bewaffnete Täter hätten Priester und Ordensleute attackiert, Häuser geplündert und Christen mit Vertreibung bedroht. Auch in Sweida und Latakia kam es zuletzt zu Massakern an Minderheiten. Internationale Beobachter werfen der Regierung vor, Minderheiten weder ausreichend zu schützen, noch in den politischen Wiederaufbau einzubeziehen.

Nach Schätzungen des Hilfswerks "Kirche in Not" leben heute rund 540.000 Christen in Syrien - gegenüber 2,1 Millionen vor Beginn des Krieges 2011. Ob das Land nach Jahren der Gewalt wirklich "allen Syrern gehören" wird, so warnen Kirchenvertreter, entscheide sich nun an der Bereitschaft der Regierung, religiöse Vielfalt tatsächlich zu schützen, mahnte Nadine Maenza, Präsidentin des in Washington ansässigen International Religious Freedom Secretariat, gegenüber "Uca News".

(Quelle: APA/KAP)