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Bolivien wählt neuen Präsidenten: Ende der linken Ära

In Bolivien fällt am Sonntag in einer Stichwahl die Entscheidung über den neuen Präsidenten. Dabei treten zwei rechtsgerichtete Kandidaten gegeneinander an: der frühere Staatschef Jorge "Tuto" Quiroga und der christdemokratische Senator Rodrigo Paz Pereira. Paz Pereira hatte in der ersten Wahlrunde im August überraschend die meisten Stimmen geholt. In einer kürzlichen Umfrage zur Stichwahl lag jedoch Quiroga mit knapp 45 Prozent deutlich vor Paz, der auf 36,5 Prozent kam.

Boliviens Ex-Präsident Jorge Quiroga strebt neue Amtszeit an
Boliviens Ex-Präsident Jorge Quiroga strebt neue Amtszeit an

Quiroga war bereits von 2001 bis 2002 Präsident Boliviens, nachdem er als Vizepräsident das Amt vom erkrankten Staatsoberhaupt Hugo Banzer übernommen hatte. Banzer verstarb 2002.

Richtungswechsel sicher

Mit dem Einzug von zwei rechtsgerichteten Politikern in die Stichwahl steht bereits fest, dass dem südamerikanischen Land ein Richtungswechsel bevorsteht. In den vergangenen 20 Jahren hatte Bolivien linksgerichtete Staatschefs und Regierungen. Der derzeitige Präsident Luis Arce war nicht mehr angetreten.

Ihn sowie seine Partei MAS (Movimiento al Socialismo, Bewegung hin zum Sozialismus) machen viele Wählerinnen und Wähler für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Die Inflationsrate in dem Andenstaat liegt bei fast 25 Prozent, und es herrscht ein Mangel an Treibstoff und ausländischen Devisen.

Die bisherigen Regierungen der linken Partei MAS hatten jahrelang stark auf Subventionen gesetzt, was den Staatshaushalt belastete. Besonders ländliche und indigene Regionen sind betroffen, es gibt soziale Spannungen und häufige Proteste. Weder Ex-Präsident Evo Morales noch der amtierende Staatschef Luis Arce traten an - Morales war verfassungsrechtlich gesperrt und sieht sich zudem einem Haftbefehl ausgesetzt, Arce zog sich wegen sinkender Beliebtheit zurück.

Kandidaten setzen auf wirtschaftliche Öffnung

Sowohl Quiroga von der rechtsgerichteten Liste "Libertad y Democracia" als auch Paz Pereira von der christdemokratischen Partei "Partido Demócrata Cristiano" setzen auf wirtschaftliche Öffnung und moderate Reformen: Paz Pereira will Investitionen erleichtern und Institutionen modernisieren, Quiroga plant Liberalisierungen, selektive Privatisierungen und eine schrittweise Reduzierung von Treibstoffsubventionen.

Die Wahlbehörde strebt an, 90 Prozent der Stimmen bereits am Wahlabend auszuzählen und zu veröffentlichen. Der Sieger übernimmt das Präsidentenamt im November für fünf Jahre.