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"Brexit"-Route mittlerweile die Haupt-Migrationsroute der EU

"Exit towards the UK" ist mittlerweile die wichtigste Migrationsroute der Europäischen Union: Dies zeigen aktuelle Zahlen der EU-Grenzschutzbehörde Frontex. Demnach sind in den ersten acht Monaten des Jahres 46.381 Ankünfte von illegalen Migranten aus der EU im Ex-Mitglied Großbritannien verbucht worden, mehr als auf der zentralen Mittelmeerroute in die EU gekommen sind (41.898). Insgesamt sind die Ankünfte in der EU in dem Zeitraum um 21 Prozent auf 112.375 zurückgegangen.

Ein Boot mit Migranten auf dem €rmelkanal
Ein Boot mit Migranten auf dem €rmelkanal

Die stärksten Rückgänge wurden auf der Westafrika-Route (12.147, minus 52 Prozent zu den ersten acht Monaten 2024), am Westbalkan (7.856 Ankünfte, minus 47 Prozent) und an den östlichen Landgrenzen (6.530, minus 44 Prozent) verbucht. Auch im östlichen Mittelmeer gab es weniger Ankünfte (31.910, minus 18 Prozent), wobei dies auch an den rauen See- und Wetterbedingungen im August lag.

Im zentralen Mittelmeer blieb die Situation stabil, einzig im westlichen Mittelmeer gab es um 22 Prozent mehr Ankünfte (11.791). Dort kam es im August zu einem deutlichen Anstieg von 60 Prozent, wobei Abfahrten aus Algerien 90 Prozent aller festgestellten Fälle ausmachten.

Brunner sieht EU-Kurs bestätigt und will ihn "entschlossen fortsetzen"

EU-Migrationskommissar Magnus Brunner zeigte sich erfreut über die Zahlen. Er sieht darin ein Ergebnis der Zusammenarbeit mit den Herkunfts- und Transitländern der Migranten. Der Rückgang um 21 Prozent sei "ein wichtiges Signal", betonte er. "Wir müssen diesen Kurs entschlossen fortsetzen. Schleppernetzwerke passen sich an, und neue Brennpunkte entstehen. Deshalb bauen wir unsere Migrationsdiplomatie weiter aus und stärken den Schutz unserer Außengrenzen, damit wir die Kontrolle darüber haben, wer zu uns kommt und wer nicht. Die schrittweise Einführung des Entry-Exit Systems ab 12. Oktober ist hier entscheidend."

Großbritannien ist in den vergangenen Monaten mit einem massiven Anstieg an illegalen Einreisen konfrontiert und ist bei der Bekämpfung auf sich allein gestellt. Weil das Land seit dem Jahr 2020 nicht mehr der Europäischen Union angehört, können Migranten nicht einfach auf den Kontinent zurückgeschickt werden. London bemüht sich daher um bilaterale Deals mit einzelnen EU-Staaten, um illegale gegen legale Migranten "tauschen" zu können.

Die Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer steht in dieser Frage unter massivem innenpolitischen Druck, in Umfragen liegt mittlerweile die rechtspopulistische Reform UK deutlich in Führung. Ihr Chef ist der Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage, der beim EU-Austrittsreferendum 2016 unter anderem mit dem Versprechen einer effizienteren Bekämpfung der illegalen Migration für den Brexit geworben hatte.