Am Montagabend (Ortszeit) hieß es in einer weiteren Mitteilung, dass das Manöver "erfolgreich" abgeschlossen worden sei.
Die Insel ist unter dem Namen "Republik China" zwar seit 1949 selbstverwaltet, wird heute jedoch aus Rücksicht auf die Volksrepublik China nur noch von wenigen Staaten als unabhängig anerkannt. Die kommunistische Führung in Peking betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz. Peking droht schon lange offen damit, die mehr als 23 Millionen Einwohner zählende Insel und das Festland notfalls auch mit militärischer Gewalt zu vereinen.
Der Druck nahm zuletzt wieder zu, nachdem im Jänner mit Lai Ching-te erneut ein China-Kritiker die Präsidentschaftswahlen in Taiwan gewonnen hatte. Die Kommunistische Partei in Peking wirft Lai und seiner Demokratischen Fortschrittspartei (DPP) Separatismus vor.
Bei den Übungen dürfte es sich um eine Reaktion auf eine Rede Lais zum taiwanesischen Nationalfeiertag am 10. Oktober handeln. In der Rede hatte der Präsident vergangenen Donnerstag Taiwans Souveränität bekräftigt, aber China auch aufgefordert, mit ihm für den Frieden zu arbeiten. Nachdem eine Übung im Mai "Joint-Sword-2024A" (Gemeinsames Schwert) genannt wurde, läuft die aktuelle Übung unter dem Namen "Joint-Sword-2024B".
Bereits vergangene Woche wurde in Taiwan gewarnt, dass China die Rede zum Anlass nehmen könnte, um erneut seine militärischen Muskeln spielen zu lassen. Die USA hatten Peking davor gewarnt, auf die Rede mit Manövern zu reagieren.
Das Außenministerium in Washington zeigt sich ernsthaft besorgt angesichts der Übungen. Mit militärischen Provokationen auf eine jährliche Ansprache zu reagieren sei nicht gerechtfertigt und berge die Gefahr einer Eskalation, hieß es in einer Mitteilung. Die US-Regierung forderte China auf, sich zurückzuhalten und weitere Aktionen zu vermeiden, die den Frieden und die Stabilität untergraben könnten.
Die USA folgen der Ein-China-Doktrin, die Voraussetzung für diplomatische Beziehungen zu China bildet und keine offiziellen Kontakte zu Taiwan ermöglicht. Die Vereinigten Staaten haben sich aber gesetzlich dazu verpflichtet, die Verteidigungsfähigkeit der Inselrepublik zu unterstützen, und agieren als deren Schutzmacht.
Die deutsche Regierung sieht die chinesischen Militärmanöver unweit von Taiwan mit Sorge. Die Entwicklung werde sehr genau verfolgt, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. "Militärische Maßnahmen Chinas erhöhen das Risiko unbeabsichtigter militärischer Zusammenstöße." Insofern werde dadurch die Spannung in der Region erhöht. Berlin erwarte von China, dass das Land zu Stabilität in der Region beitrage. Die Freiheit der Schifffahrt und der Luftfahrt müssten respektiert werden.
Ein Sprecher des chinesischen Militärs sagte laut Mitteilung, Schiffe und Flugzeuge näherten sich Taiwan aus mehreren Richtungen. Ziel sei es unter anderem, zu üben, wichtige Häfen und Gebiete zu blockieren sowie eine "umfassende Kontrolle" zu erlangen. Auch die chinesische Küstenwache erklärte, in den Gewässern um Taiwan Inspektionen durchzuführen.
Das taiwanesische Verteidigungsministerium nannte die chinesische Übung eine "irrationale Provokation" und erklärte, eigene Streitkräfte entsandt zu haben, um "konkrete Maßnahmen zur Wahrung von Freiheit und Demokratie zu ergreifen".
