Noch seien die Kräfte des IS in Libyen meist nur Splittergruppen der islamistischen Milizen, allerdings gebe es laut der Lageanalyse bei diesen Einheiten bereits teilweise personelle Bezüge zum IS im Irak und in Syrien. Zu befürchten sei, dass sich immer mehr Kämpfer der rund 1.500 Milizen, die 100.000 und 200.000 Männer unter Waffen hätten, dem IS anschließen.
Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier appellierte laut "Spiegel Online" eindringlich an die politischen Lager in Libyen, einem UNO-Vorschlag für eine Übergangsregierung schnell zuzustimmen. Er habe beide Seiten in einem Brief gewarnt, keine Zeit mehr zu verlieren. Jede weitere Verzögerung nütze nur Terroristen und Gegnern einer Friedenslösung, hieß es dem Bericht zufolge im Auswärtigen Amt.
Steinmeier forderte die beiden Lager demnach auf, den Vermittlungsvorschlag des UN-Sondergesanten Bernardino Leon "wenigstens im Grundsatz" zu akzeptieren. "Wenn die Signale stimmen, die aus den Lagern zu hören sind, sind wir bei dem Treffen in Berlin einen wichtigen Schritt vorangekommen", sagte der Minister laut "Spiegel Online". Aus dem Auswärtigen Amt verlautete demnach, auf beiden Seiten seien nun "schmerzhafte Kompromisse" gefragt.
Am Mittwoch vergangener Woche hatten sich in Berlin Vertreter der libyschen Konfliktparteien getroffen, um an einer Friedenslösung zu arbeiten. Libyen versinkt seit dem Sturz des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 in Chaos und Gewalt. Neben der international anerkannten Regierung, die in Tobruk residiert, gibt es eine islamistische Regierung in Tripolis. Der IS verkündete am Dienstag vergangener Woche die Eroberung der libyschen Stadt Sirte.