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Diplomatische Krise zwischen Japan und China schwelt weiter

Japan hat seine in China aufhältigen Bürgern angesichts des zugespitzten Streits über die Taiwan-Frage zu erhöhter Vorsicht aufgerufen. Japans Botschaft in Peking riet am Dienstag dazu, belebte Orte zu meiden und im Umgang mit Chinesen Vorsicht walten zu lassen. Auch wurde dazu geraten, im Freien aufmerksam zu sein, nicht allein zu reisen und insbesondere mit Kindern vorsichtig zu sein. Ein ranghoher Mitarbeiter des Außenministeriums reiste indes zu Gesprächen nach Peking.

"Wenn Sie eine Person oder Gruppe sehen, die Ihnen auch nur im Geringsten verdächtig vorkommt, nähern Sie sich ihr nicht und verlassen Sie den Bereich unverzüglich", hieß es in der Mitteilung der japanischen Botschaft in der chinesischen Hauptstadt. Der Ministerialbeamte will in Gesprächen mit seinem chinesischen Amtskollegen die Spannungen abbauen. China hatte zuvor seine Bürger aufgerufen, nicht nach Japan zu reisen. Dies könnte die japanische Wirtschaft empfindlich treffen, da chinesische Touristen fast ein Viertel aller Besucher ausmachen. Verleiher haben die Vorführung von mindestens zwei japanischen Filmen in China aufgrund des Streits abgesetzt.

Japanische Regierungschefin löste Irritationen aus

Auslöser des schwersten diplomatischen Konflikts zwischen den beiden größten asiatischen Volkswirtschaften seit Jahren waren Äußerungen der neuen, japanischen Ministerpräsidentin Sanae Takaichi. Die nationalkonservative Politikerin hatte vor Parlamentariern erklärt, dass ein chinesischer Angriff auf Taiwan, der das Überleben Japans bedrohe, eine militärische Reaktion auslösen könnte. Daraufhin veröffentlichte ein chinesischer Diplomat in Japan einen scharfen Kommentar in den Sozialen Medien, was zu einer scharfen Rüge Tokios führte.

Seit der Spaltung zwischen China und Taiwan im Jahr 1949 betrachtet Peking die Insel als abtrünniges Gebiet, das es wieder mit dem Festland vereinigen will - notfalls mit militärischer Gewalt. Auf dem chinesischen Festland hatten die Kommunisten im Bürgerkrieg damals die Macht übernommen, während sich auf Taiwan damals die bisherige chinesische Regierung hielt. Bis heute ist Taiwan eigenständig geblieben. China hat in den vergangenen Jahren seinen militärischen Druck auf das demokratisch regierte und industriell weit entwickelte Taiwan aber verstärkt. Wichtigster Unterstützer Taiwans sind die USA. Die Gewässer um die Insel sind eine für den Welthandel - und damit auch für den japanischen Außenhandel - eine quasi unentbehrliche Seeroute.

In der jüngsten Krise zwischen China und Japan kam es auch zu Spannungen im Ostchinesischen Meer. Am Sonntag fuhren Schiffe der chinesischen Küstenwache durch Gewässer um eine von Japan kontrollierte, aber von der Volksrepublik beanspruchte Inselgruppe. Die japanische Küstenwache erklärte, sie habe die Schiffe vertrieben. Der US-Botschafter in Japan, George Glass, betonte, die USA stünden uneingeschränkt zur Verteidigung Japans, was die von dem Vorfall betroffene Senkaku-Inseln (chinesisch: Diaoyu Dao) einschließe.

(Quelle: APA/Reuters)