"Mit Trauer teile ich mit, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. heute um 9.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist", erklärte der vatikanische Pressesprecher Matteo Bruni am Vormittag. Die Trauerzeremonie für Benedikt XVI. ist am Donnerstag um 9.30 Uhr geplant. Papst Franziskus wird die Trauerzeremonie im Petersdom leiten. Geplant sei eine "schlichte Zeremonie" in Benedikts Stil, sagte Bruni. Erwartet werden Staatschefs und Geistliche aus der ganzen Welt. Die Beisetzung des früheren Papstes soll in der Krypta unter dem Petersdom erfolgen.
Papst Franziskus gedachte in seinem Dankes-Gottesdienst zum Jahresende seines am Samstag verstorbenen Vorgängers. "Mit Rührung erinnern wir uns an seine so edle, so sanfte Person wie Papst Benedikt. Und wir empfinden so viel Dankbarkeit in unseren Herzen: Dankbarkeit gegenüber Gott, dass er ihn der Kirche und der Welt geschenkt hat", so Franziskus bei der Zeremonie im Petersdom am Samstagnachmittag.
Franziskus betonte, er empfinde Dankbarkeit für all das Gute, das Benedikt in seinem Leben vollbracht habe, und vor allem für sein Zeugnis des Glaubens und des Gebets, besonders in diesen letzten Jahren seines Ruhestandes". "Nur Gott kennt den Wert und die Kraft seiner Fürsprache, seiner für das Wohl der Kirche dargebrachten Opfer", so der Papst.
"Jesus, ich liebe dich", waren offenbar die letzten Worte des emeritierten Papstes Benedikt XVI., bevor er am Samstag starb. Er sagte sie auf Deutsch. Dies berichtete die argentinische Zeitung "La Nación" laut Kathpress am Samstagabend.
Laut dem Bericht rief der Privatsekretär des Ex-Papstes, Erzbischof Georg Gänswein, unmittelbar danach Papst Franziskus an, der als erster Besucher ans Totenbett trat, den Verstorbenen segnete und für ihn betete. Die Rom-Korrespondentin der Zeitung verfügt seit Jahrzehnten über einen direkten Draht zum Argentinier Jorge Mario Bergoglio, dem amtierenden Papst Franziskus.
Der Tod sorgte für zahlreiche internationale Reaktionen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sprach allen Katholiken ihr Beileid aus. Mit seinem Rücktritt vom Papstamt 2013 habe Benedikt ein starkes Signal gesetzt, schrieb von der Leyen im Kurznachrichtendienst Twitter. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron würdigte den früheren Papst als Verfechter für eine brüderlichere Welt gewürdigt. Die Welt verliere "eine prägende Figur der katholischen Kirche, eine streitbare Persönlichkeit und einen klugen Theologen", sagte der deutsche Kanzler Olaf Scholz.
In Österreich läutete nach Bekanntwerden des Todes Benedikts als Zeichen der Trauer die Pummerin des Wiener Stephansdoms für fünf Minuten. Auch die Glocken der Domkirchen in ganz Österreich stimmten in das Trauergeläut ein, wie die Österreichische Bischofskonferenz gegenüber Kathpress bestätigte.
Auch das offizielle Österreich trauert um Benedikt XVI. Auf den Dächer von Präsidentschaftskanzlei, Bundeskanzleramt, Parlament und Außenministerium wurden am Samstag die österreichische Flagge auf halbmast gesetzt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich "tief berührt" vom Ableben Benedikts XVI., der Österreich in besonderer Weise verbunden gewesen sei. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) würdigte den Verstorbenen als "bemerkenswerte historische Persönlichkeit" und als "großen Gelehrten schon in jungen Jahren".
Kardinal Christoph Schönborn bezeichnete Papst Benedikt als "Begleiter und Vorbild" als Theologe, Priester und Bischof, mit dem er jahrelang verbunden gewesen sei. Für den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Salzburgs Erzbischof Franz Lackner, bleibt die "Liebe zur Kirche und ihrer Lehre" das Vermächtnis des verstorbenen früheren Papstes. Schönborn und Lackner nehmen als Repräsentanten der katholischen Kirche in Österreich an der Trauerfeier im Vatikan teil.
Zuletzt hatte sich der Gesundheitszustand des 95-Jährigen verschlechtert. Weltweit hatten in den vergangenen Tagen Gebete für den emeritierten Papst stattgefunden. Er habe bereits am Mittwoch die Krankensalbung am Ende der Nachmittagsmesse im Kloster Mater Ecclesiae in Anwesenheit der Ordensschwestern, die ihn betreuen, empfangen, teilte der Vatikan-Sprecher am Samstag mit.
Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Benedikt war der erste deutsche Papst seit etwa 480 Jahren. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt freiwillig zurück - als erster Papst seit mehr als 700 Jahren. Er begründete den Schritt mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit - ihm fehlten die Kräfte für das anspruchsvolle Amt, sagte er damals. Während des Pontifikats seines Nachfolgers Franziskus lebte Benedikt zurückgezogen in einem Kloster in den Vatikanischen Gärten.
In seinem Pontifikat führte Benedikt den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde vor allem von Missbrauchsskandalen überschattet, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzten.
Schon weit vor Beginn seines Pontifikats prägte Benedikt die katholische Kirche. Als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom hatte Kardinal Ratzinger, geboren am 16. April 1927 im oberbayerischen Marktl am Inn, bereits mehr als 20 Jahre Kirchengeschichte geschrieben. Seine strenge Haltung zu Themen wie Geburtenkontrolle, Abtreibung oder Zölibat lehnten zahlreiche Gläubige insbesondere in Europa ab. In anderen Teilen der katholischen Weltkirche erfuhr die konservative Linie dagegen Unterstützung.
2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising (1977-1982) in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs.
Zuvor war es um den Papst im Ruhestand still geworden. Obwohl er bis ins hohe Alter geistig fit war, wie sein Privatsekretär Georg Gänswein immer wieder betonte, baute er körperlich stark ab. Obwohl er "für die Welt verborgen" bleiben wollte, befeuerte er mit Schriften zu heiklen Themen wie Zölibat oder Missbrauch immer wieder Spekulationen, dass er mit dem Kurs seines Nachfolgers Franziskus wohl zumindest in Teilen nicht einverstanden war.
Öffentliche Auftritte gab es von Benedikt zuletzt nicht mehr. Seinen 90. Geburtstag feierte er 2017 noch einmal mit einer Delegation aus der bayerischen Heimat. Danach empfing er Besuch im Kloster Mater Ecclesiae nur noch vereinzelt. In den letzten Jahren befand er sich nach eigenen Worten auf einer Pilgerreise "nach Hause".