Kuwait kündigte 40 Tage Trauer und eine dreitägige Schließung von Behörden an. Führende Politiker aus aller Welt würdigten Scheich Nawaf und sprachen seinem Nachfolger, Scheich Meshal, der Familie Al Sabah und dem kuwaitischen Volk ihr Beileid aus. Die Todesursache wurde zunächst nicht bekannt gegeben. Der Emir war Ende November in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die staatliche Nachrichtenagentur sprach damals von einem dringlichem Gesundheitsproblem.
Scheich Nawaf wurde im September 2020 nach dem Tod seines Bruders, Scheich Sabah, der mehr als ein Jahrzehnt regiert hatte, Emir. Er wurde von Diplomaten als konsensfähiger Politiker eingeschätzt, der den Ausgleich mit Nachbarstaaten suchte. Innenpolitisch war seine Amtszeit von einem heftigen Streit zwischen Regierung und Parlament geprägt. Ursache waren damals Strukturreformen.
Nach der kuwaitischen Verfassung wird der Kronprinz automatisch zum Emir, übernimmt die Macht aber erst, nachdem er im Parlament einen Eid abgelegt hat. Die Wahl eines Kronprinzen und eines Ministerpräsidenten durch den neuen Emir wird angesichts der Ansprüche der jüngeren Generation der Herrscherfamilie genau beobachtet werden. Fraktionskämpfe innerhalb der Familie Al Sabah haben sich oft im Parlament abgespielt, die dort ihre Machtansprüche zu festigen suchten.
Der verstorbene Emir hatte versucht, die innenpolitische Lage zu entspannen, indem er unter anderem einen Erlass zur Begnadigung von Dissidenten erließ. Die Streitigkeiten hielten jedoch an, weswegen Scheich Meshal in diesem Jahr das Parlament auflöste und im Juni vorgezogene Wahlen anordnete.
