Auch das österreichische Außenministerium äußerte sich auf der Plattform X "zutiefst besorgt über Berichte über Massenmorde an Zivilisten durch die Rapid Support Forces (#RSF)". "Wir fordern die RSF auf, das humanitäre Völkerrecht zu achten, Zivilisten zu schützen und sichere Korridore zu gewährleisten. Wir fordern alle Parteien auf, die Feindseligkeiten einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren", hieß es weiter.
Die RSF-Miliz hatte am Sonntag die Einnahme der Stadt Al-Fashir bekannt gegeben, deren Bewohner nach einer monatelangen Belagerung ohne Zugang zu humanitärer Hilfe dort festsitzen. Am Montag bestätigte Sudans Militärherrscher Fattah al-Burhan den Rückzug der Armee aus der Stadt. Die Afrikanische Union (AU) warnte in der Folge vor "Kriegsverbrechen und ethnisch motivierten Morden".
Armee wirft RSF-Miliz die Hinrichtung von 2.000 Zivilisten vor
Die sudanesische Armee warf der RSF-Miliz die Hinrichtung von mehr als 2.000 unbewaffneten Zivilisten vor. Nach Angaben des Sudanesischen Ärztenetzwerks wurden innerhalb von drei Tagen mindestens 1.500 unbewaffnete Zivilisten in Al-Fashir getötet. Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) berichten Flüchtende von willkürlicher Gewalt, Morden und Hinrichtungen. Justin Lynch, Sudan-Forscher und Geschäftsführer der Conflict Insights Group, sagte dem US-Sender CNN, die Einnahme von Al-Fashir durch die RSF könnte der von Experten befürchtete Beginn eines Massakers an Zivilisten sein.
Die Satellitenkommunikation nach Al-Fashir ist unterbrochen - außer für die RSF-Miliz, die das Starlink-Kommunikationssystem kontrolliert. Daher ist es extrem schwierig, zuverlässige Informationen aus der Stadt zu bekommen. Aus Tawila erreichten die Nachrichtenagentur AFP Bilder von Geflüchteten, was sehr selten ist. Sie zeigen Menschen mit ihren Habseligkeiten auf dem Rücken oder auf dem Kopf, einige von ihnen mit Verletzungen oder Verbänden an den Beinen.
Die RSF-Miliz trage "die Verantwortung für den Schutz von Zivilisten in den von ihnen kontrollierten Gebieten, einschließlich Hilfsorganisationen, deren lokalen Helfern und Journalisten", betonten die EU-Vertreterinnen Kallas und Lahbib nun. Sie forderten einen "sofortigen, sicheren und bedingungslosen Zugang" für Hilfsorganisationen, die Bedürftigen helfen. "Zivilisten, die die Stadt verlassen möchten, muss dies sicher ermöglicht werden", erklärten sie weiter.
Vorwürfe gegen die Emirate
Experten kritisieren, dass westliche Regierungen bisher nur Appelle an die Miliz richteten und keine Sanktionen gegen sie unterstützende Staaten verhängten. "Es ist ein weiterer Freibrief an die RSF, an ihre Unterstützer in den Vereinigten Arabischen Emiraten, dass sie solche Massenhinrichtungen und ethnische Säuberungen durchführen können, ohne mit internationalen Maßnahmen rechnen zu müssen", sagte Annette Hoffmann von der Denkfabrik Clingendael Institut im ZDF.
Die VAE weisen eine Einmischung in den Konflikt zurück. Das "Wall Street Journal" berichtete allerdings unter Berufung auf US-Geheimdienste, die VAE hätten in diesem Jahr zunehmend Waffen an die RSF geliefert, darunter moderne chinesische Drohnen, aber auch Maschinengewehre, Fahrzeuge, Artillerie, Mörser und Munition. Dies sei das jüngste Beispiel dafür, wie die Emirate ihre Macht ausspielten, um ihre Interessen durchzusetzen.
Bei dem im April 2023 entbrannten Konflikt stehen sich die Armee von Militärherrscher al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo gegenüber. Bei den Kämpfen wurden seit April 2023 zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. In dem ostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste humanitäre Krise der Welt.
