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EU will 3.000 Palästinenser als Gaza-Polizisten ausbilden

Die EU plant zur Unterstützung des US-Friedensplans für den Gazastreifen eine erhebliche Ausweitung ihrer in der Konfliktregion ansässigen Grenzschutz- und Polizeimission. Wie EU-Chefdiplomatin Kaja Kallas beim Außenministertreffen am Donnerstag in Brüssel ankündigte, sollen zunächst etwa 3.000 palästinensische Sicherheitskräfte für das bisher von der militanten Hamas kontrollierte Küstengebiet ausgebildet werden. Die Grenzschutzmission soll zusätzliche Aufgaben bekommen.

Langfristig wird sogar die Ausbildung von allen 13.000 voraussichtlich benötigten Kräften für den Gazastreifen anvisiert. Das geht nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus einem EU-internen Arbeitspapier hervor. Dort ist auch von einer Führungsrolle der Europäischen Union bei der Polizeiausbildung die Rede.

Kurzfristig soll die Mission Eupol Copps den Plänen zufolge den Wiederaufbau von Justiz- und Sicherheitsstrukturen im Gazastreifen unterstützen und an einer unter anderem von Deutschland finanzierten Polizeiakademie in Jericho Trainingsprogramme für palästinensische Polizeiausbilder organisieren. Die anderen Schritte könnten nach einer Ausweitung des Mandats für die Mission folgen.

Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot stellte in Aussicht, rund 100 Kräfte der Gendarmerie für Einsätze in den palästinensischen Gebieten bereitzustellen. Der deutsche Außenminister Johann Wadephul nannte zunächst keine Zahlen, machte aber deutlich, dass auch Deutschland zu einer praktischen Unterstützung bereit ist. Zuletzt stellt die Bundesrepublik nur drei Experten für Eupol Copps.

Die zivile Polizei im Gazastreifen arbeitete bisher unter der Kontrolle der Terrororganisation Hamas. Die neue Polizei soll nach einer jüngst verabschiedeten Resolution des UN-OSicherheitsrates eng mit einer ebenfalls geplanten internationalen Stabilisierungstruppe zusammenarbeiten.

EU-Einsatz an Grenzübergängen

Ebenfalls geplant wird in Brüssel an einer Ausweitung des EU-Grenzschutzeinsatzes zwischen dem südlichen Gazastreifen, Israel und Ägypten. Den dpa-Informationen zufolge könnte so künftig auch Unterstützung bei der Abfertigung des Warenverkehrs geleistet werden, und dies nicht nur am Übergang Rafah zu Ägypten, sondern auch an Kontrollpunkten wie Kerem Shalom, der bei Ägypten und Israel liegt. In einem ersten Schritt ist vorgesehen, dass die Grenzschutzmission nach der vorgesehenen Wiedereröffnung des Übergangs Rafah dort wieder Grenzübertritte von Personen nach und aus Gaza unterstützt.

Für die Ausweitung der Mandate hatte sich in der Vergangenheit vor allem Frankreich starkgemacht. Außenminister Barrot sagte zuletzt bei einem EU-Treffen in Luxemburg, es sei wichtig sicherzustellen, dass humanitäre Hilfe in großem Umfang sicher nach Gaza gelange. Eine Ausweitung der Polizeimission Eupol Copps könne auch den geplanten Prozess der Entwaffnung der Hamas unterstützen.

Grenzschutzmission gibt es bereits seit 2005

Die EU-Mission zur Unterstützung des Grenzschutzes in Rafah (Eubam Rafah) wurde bereits 2005 eingerichtet, um bei der Kontrolle des einzigen Grenzübergangs zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zu helfen. Nach der gewaltsamen Machtübernahme der islamistischen Hamas 2007 im Gazastreifen gab es allerdings sehr lange kein EU-Personal mehr am Grenzübergang, weil die EU nicht mit der Hamas kooperieren wollte.

Eine Wiederaufnahme des Einsatzes Anfang dieses Jahres musste nach kurzer Zeit wieder gestoppt werden, weil die zugrunde liegende Vereinbarung zwischen der Hamas und Israel zur Beendigung des Gaza-Kriegs damals nicht hielt. Nach der Aushandlung der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas soll er nun aber wieder an den Start gehen.

Unterstützung bei Reformen und Wiederaufbau

Neben der Sicherheit im Gazastreifen sollen auch die Versorgung der Bevölkerung und der Wiederaufbau unterstützt werden. So hat die EU bereits das ägyptische Angebot angenommen, gemeinsam eine Wiederaufbaukonferenz auszurichten. Über eine neue Gebergruppe soll zudem die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) so bei Reformen unterstützt werden, dass sie irgendwann einmal die Verwaltung des Gazastreifens übernehmen kann.

Der jüngst auch vom UNO-Sicherheitsrat unterstützte Friedensplan von US-Präsident Donald Trump sieht unter anderem vor, dass der Gazastreifen künftig erst einmal von einem Komitee aus unpolitischen Fachleuten als Übergangsregierung verwaltet wird. Dieses Komitee soll sich aus qualifizierten Palästinensern und internationalen Experten zusammensetzen und von einem neuen internationalen Übergangsgremium beaufsichtigt und überwacht werden - dem "Board of Peace", dessen Vorsitz Trump übernehmen will.

(Quelle: APA/dpa)