Sarkozy war im Prozess um angebliche Wahlkampfgelder aus Libyen Ende September schuldig gesprochen worden, Teil einer kriminellen Vereinigung gewesen zu sein. Das Gericht ordnete eine vorläufige Vollstreckung des Urteils an. Das bedeutet, dass der 70-Jährige die Haft antreten muss, obwohl er in Berufung gegangen ist. Sarkozy hatte die Vorwürfe stets bestritten.
Sarkozy will über Zeit in Haft ein Buch schreiben
Bei der Ankunft im Gefängnis muss Sarkozy sich demselben Ablauf unterziehen wie alle anderen Neuankömmlinge, wie der Sender BFMTV berichtete. Fingerabdrücke werden genommen und ein Foto gemacht; er bekommt einen Häftlingsausweis mit einer Häftlingsnummer. Laut dem Sender wird Sarkozy auch wie jeder neue Häftling durchsucht, wofür er sich komplett ausziehen muss. Danach erhält er Hygieneartikel, Wäsche, Bettzeug und Schreibzeug.
Mit einer Vorzugsbehandlung kann Sarkozy hinter Gittern nicht rechnen. Egal in welchen Bereich der Haftanstalt er kommt, die Zellen sind dort nicht besser und nicht schlechter als anderswo in dem Gefängnis. Sie sind zwischen neun und zwölf Quadratmeter groß. Sarkozy bekommt wie alle anderen Häftlinge eine Dusche in seiner Zelle, einen Kühlschrank und einen Fernseher. Das Bett ist schmal und es gibt einen kleinen Schreibtisch.
Wie Sarkozys Anwalt Christophe Ingrain sagte, erhält der Ex-Präsident eine Stunde Hofgang pro Tag und das Recht auf drei Besuche pro Woche. Sarkozy habe sich vorgenommen, während seiner Inhaftierung ein Buch über seine Zeit hinter Gittern zu schreiben.
"Herzlich willkommen, Sarkozy!"
"Oh, Sarkozy ist da!", "Herzlich willkommen, Sarkozy", riefen mehrere Häftlinge aus ihren Zellen bei der Ankunft des prominenten Neuzugangs. Sarkozys Anwälte beantragten seine vorzeitige Haftentlassung, was wegen seines Alters gleich nach Haftantritt möglich ist. "Selbst wenn seine Inhaftierung durch nichts gerechtfertigt ist, wird er wohl einen Monat bleiben", sagte sein Anwalt Ingrain. Dies entspreche der durchschnittlichen Bearbeitungszeit. "Es ist ein trauriger Tag für ihn, für Frankreich und für unsere Institutionen. Diese Inhaftierung ist eine Schande", fügte sein Kollege Jean-Michel Darrois hinzu.
Wie vor Sarkozys Haftantritt bekannt wurde, wurde der ehemalige Staatschef am Freitag von Präsident Emmanuel Macron im Élysée-Palast empfangen. Das Treffen wurde vom Élysée-Palast auf Anfrage bestätigt. Justizminister Gérald Darmanin kündigte an, dass er Sarkozy im Gefängnis besuchen werde.
Keine Belege für illegale Wahlkampfgelder
In der Libyen-Affäre geht es um den Vorwurf, dass für Sarkozys Präsidentenwahlkampf 2007 illegal Geld von der Führung des damaligen libyschen Machthabers Muammar Gaddafi geflossen sein soll. Zwar sah das Pariser Strafgericht dafür keine Belege. Es ging in seiner Urteilsbegründung aber davon aus, dass der Konservative und enge Vertraute Gaddafis auf jeden Fall versucht habe, sich Gelder des libyschen Machthabers zu verschaffen.
Kurz vor seiner Abfahrt ins Gefängnis beteuerte Sarkozy im Onlinedienst X erneut seine Unschuld. "Ich werde weiterhin den Justizskandal anprangern", erklärte er und stellte seine Haftstrafe als einen Racheakt dar.