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"Furchtlose und mutige Stimme": Der Tod von Nawalny sorgt weltweit für Entsetzen

Politikerinnen und Politiker zeigen sich betroffen vom Tod des Kremlkritikers Alexej Nawalny. Viele machen die russische Regierung dafür verantwortlich.

Alexej Nawalny wurde für seinen Mut schon mehrfach ausgezeichnet.
Alexej Nawalny wurde für seinen Mut schon mehrfach ausgezeichnet.

Der Tod des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny ist international mit scharfer Kritik am Regime von Kremlchef Wladimir Putin kommentiert worden. Der Kreml habe Nawalny "brutal ermordet", schrieb der lettische Präsident Edgars Rinkevics am Freitag auf Twitter. EU-Ratspräsident Charles Michel machte das "russische Regime" für den Tod Nawalnys verantwortlich. Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) beließ es bei der Forderung nach einer unabhängigen Untersuchung.

Es sei "offensichtlich, dass Nawalny von Putin getötet wurde", sagte auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Rande seines Besuchs in Berlin. "Putin ist es egal, wer stirbt. Es geht ihm nur um Machterhalt", sagte Selenskyj.

Schallenberg: "Furchtlose und mutige Stimme"

"Russland verliert mit Alexej Nawalny eine furchtlose und mutige Stimme im Kampf gegen die Korruption und einen Verfechter eines offeneren und demokratischeren Russlands", teilte Außenminister Schallenberg der APA mit. "Sein Tod so kurz vor den Wahlen erinnert uns einmal mehr daran, wie unfrei und undemokratisch Russland unter der Führung Putins ist. Ich fordere eine vollumfängliche, unabhängige Untersuchung der Umstände seines Todes. Mein zutiefst empfundenes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Mitstreitern."

Stoltenberg: "Alle Fakten klären"

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigte sich ebenfalls "tief betroffen und beunruhigt". "Wir müssen alle Fakten klären", sagte er in München. Russland müsse alle Fragen zu den Todesumständen klären. Der britische Premierminister Rishi Sunak reagierte schockiert auf den Tod des russischen Oppositionspolitikers. "Das sind furchtbare Nachrichten", sagte Sunak. Als schärfster Verfechter der russischen Demokratie habe Nawalny sein ganzes Leben lang unglaublichen Mut bewiesen.

Deutschlands Kanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erfuhren bei einem Treffen in Berlin von dem Tod Nawalnys.
Deutschlands Kanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erfuhren bei einem Treffen in Berlin von dem Tod Nawalnys.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte ebenfalls sein Entsetzen. "Wir wissen aber nun auch ganz genau, spätestens, was das für ein Regime ist", sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. Er erinnerte bei einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj daran, wie er Nawalny in Berlin getroffen habe, als dieser sich in Deutschland von einem Giftanschlag zu erholen versucht habe. Dabei habe er mit Nawalny auch über den großen Mut geredet, den es erfordere, wieder zurückzugehen in das Land. Scholz: "Und wahrscheinlich hat er diesen Mut jetzt bezahlt mit seinem Leben."

Von der Leyen: "Eine düstere Erinnerung"

Für EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist der Tod des russischen Oppositionspolitikers "eine düstere Erinnerung daran, worum es (dem russischen Präsidenten Wladimir) Putin und seinem Regime geht", schrieb von der Leyen am Freitag auf der Plattform X (ehemals Twitter).

Der Kremlchef fürchte nichts mehr als die Meinungsverschiedenheiten seines eigenen Volkes. "Lassen Sie uns gemeinsam kämpfen, um die Freiheit und Sicherheit derjenigen zu schützen, die es wagen, sich gegen die Autokratie zu wehren", so von der Leyen.

Auch der niederländische Premier Mark Rutte machte Russland für den Tod von Putin-Kritiker Alexej Nawalny verantwortlich. "Es ist bezeichnend für die unglaubliche Brutalität des russischen Regimes", teilte Rutte am Freitag über X mit.

Russischer Oppositionspolitiker spricht über Nawalny

Aus Russland kamen nur wenige Stimmen. Der russische Oppositionspolitiker und abgelehnte Präsidentschaftsbewerber Boris Nadeschdin hat sich bestürzt über die Berichte zum Tod von Nawalny gezeigt. "Ich bete dafür, dass sich die Information als unwahr herausstellt", schrieb Nadeschdin, der zuletzt mit seiner Anti-Kriegs-Haltung für Aufsehen sorgte, am Freitag auf Telegram. "Alexej ist einer der talentiertesten und mutigsten Menschen in Russland, die ich kennengelernt habe", fügte er hinzu.