SN.AT / Politik / Weltpolitik

Gipfeltreffen in Katar soll Golfstaat Rücken stärken

Bei einem kurzfristig anberaumten Sondergipfel in Doha wollen mehrere arabische und islamisch geprägte Staaten am Montag Katar den Rücken stärken und ein Zeichen der Solidarität senden. Hintergrund ist der israelische Angriff auf führende Vertreter der radikal-islamischen Hamas in dem Golfstaat vom vergangenen Dienstag. Zur Vorbereitung des Treffens kamen die Außenminister bereits am Sonntag zusammen, um einen Resolutionsentwurf auszuarbeiten.

Begräbnis von Opfern des israelischen Angriffs auf Ziele in Katar
Begräbnis von Opfern des israelischen Angriffs auf Ziele in Katar

"Katar ist nicht allein", sagte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Abul Gheit, am Sonntag der Zeitung "Asharq al-Awsat". Nach Israels Luftangriff sollen in Katar fast 60 arabische und islamische Staaten zusammentreffen. Die Außenminister von Ländern der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), der 57 muslimische Staaten angehören, reisten bereits am Sonntagnachmittag in Doha an, wie die Staatsagentur QNA berichtete. Sie sollen das Gipfeltreffen ihrer Staats- und Regierungschefs vorbereiten, das für Montag in Katar geplant ist. Außenamtssprecher Majid al-Ansari sagte, der Gipfel zeige die "breite arabische und islamische Solidarität" mit Katar bei dessen Reaktion auf Israels Angriff.

"Israels brutales Handeln wird uns nicht davon abhalten, unsere ernsthaften Bemühungen mit Ägypten und den Vereinigten Staaten fortzusetzen, um diesen Krieg zu stoppen", sagte Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani. Die Staaten dürften bei dem Gipfel vor allem nach einer gemeinsamen Haltung gegenüber Israel suchen. Möglich scheint vor allem eine Abschlusserklärung nach dem Gipfeltreffen am Montag, in der der Angriff Israels erneut mit starken Worten verurteilt wird.

Hamas: "Niemand aus der Führung getötet"

Bei dem israelischen Angriff wurden nach Angaben der Hamas fünf ihrer Mitglieder getötet, nicht jedoch die Führung der militanten Palästinenser-Organisation. Unter den Toten war zudem ein Angehöriger der katarischen Sicherheitskräfte. Katar, das als wichtiger Vermittler im fast zweijährigen Gaza-Krieg agiert, warf Israel daraufhin "Staatsterrorismus" und die Sabotage von Friedensbemühungen vor.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu forderte Katar zuletzt auf, Hamas-Vertreter entweder auszuweisen oder sie vor Gericht zu stellen. "Denn wenn Ihr das nicht tut, werden wir es tun." US-Präsident Donald Trump zufolge diente die Attacke weder israelischen noch US-Interessen. Katar sei ein enger Verbündeter, der sich um Frieden bemühe. Dem Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, versicherte Trump, so etwas werde sich auf dessen Boden nicht wiederholen.

"Destabilisierende Eskalation"

In dem Resolutionsentwurf, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte, verurteilen die beteiligten Staaten den Angriff als destabilisierende Eskalation. Sie stellen sich gegen Israels "Pläne, eine neue Realität in der Region zu schaffen". Diplomatische oder wirtschaftliche Schritte gegen Israel werden in dem Entwurf jedoch nicht erwähnt.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die ihre Beziehungen zu Israel 2020 normalisiert hatten, bestellten am Freitag den stellvertretenden israelischen Botschafter ein. Die Äußerungen Netanyahus bezeichneten die VAE als feindselig und betonten, die Stabilität Katars sei untrennbar mit der Sicherheit der Golfstaaten verbunden.

Der Gaza-Krieg begann mit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1.200 Menschen getötet und 251 als Geiseln genommen. Israel startete daraufhin eine Militäroffensive im Gazastreifen, bei der nach Angaben der dortigen Behörden mehr als 64.000 Menschen getötet wurden. Die Hamas hält noch 48 Geiseln fest. Katar bemüht sich zusammen mit den USA um eine Waffenruhe, die auch die Freilassung der Verschleppten umfassen soll.