Am Montag hatte die israelische Luftwaffe Teile der Haftanstalt Evin bombardiert - nach israelischer Darstellung ein symbolischer Schlag gegen die iranische Regierung. Berichten zufolge wurden vor allem Verwaltungsgebäude zerstört. Iranische Aktivisten und ehemalige Insassen reagierten mit Kritik: Der Angriff gefährde das Leben politischer Gefangener. In Evin sind auch mehrere Europäer inhaftiert.
Das Gefängnis im Norden Teherans gilt landesweit als Ort für Misshandlung und Folter, insbesondere von politischen Gefangenen. Auch Demonstranten wurden dort wegen ihrer Teilnahme an den systemkritischen Protesten inhaftiert.
Nur spärliche Informationen verfügbar
Über das Ausmaß der Schäden an dem Gebäude, das Schicksal der Inhaftierten oder Namen der Getöteten dringen seit Tagen nur wenige Informationen an die Öffentlichkeit. Eine für Sonntag angekündigte Besichtigung der Haftanstalt für Journalisten wurde kurzfristig wieder abgesagt.
Eine Kinderrechtsaktivistin sagte der Zeitung "Shargh", der Angriff habe einem Verwaltungsgebäude gegolten. Die Explosionen trafen demnach den Bereich der Staatsanwaltschaft, den Sanitätsbereich und den Besuchersaal. Dort hielten sich zahlreiche Soldaten sowie Anwälte auf.
Die Unwissenheit ist besonders für die Angehörigen eine große Belastung. In den sozialen Medien äußerten viele ihre Besorgnis. Unter dem Hashtag #WhereIsOurPrisoner haben Angehörige begonnen, die Justiz zu mehr Transparenz zu drängen.
Verlegung in andere Gefängnisse
Die verbliebenen Häftlinge wurden nach Angaben der Justiz in andere Gefängnisse verlegt. Israel hatte mit dem Angriff seine Ziele über militärische und nukleare Anlagen hinaus auf Symbole des iranischen Herrschaftssystems ausgeweitet.
In dem zwölf Tage anhaltenden Krieg zwischen Israel und dem Iran kamen auf iranischer Seite laut bisherigen offiziellen Angaben mehr als 620 Menschen ums Leben, darunter mehr als 20 hochrangige Kommandanten. Das in den USA ansässige Menschenrechtsnetzwerk HRANA berichtete von fast 1.200 Toten. Die Aktivisten stützen sich auf Informanten und öffentlich zugängliche Quellen. In Israel kamen 28 Menschen bei iranischen Angriffen ums Leben.