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Israel bestätigt Identität von zwei toten Geiseln

Nach der Rückgabe zwei weiterer Leichen von Geiseln durch die radikale Palästinenserorganisation Hamas am Mittwoch hat Israel deren Identität bestätigt. Israel fordert die Hamas zur Übergabe aller toten Geiseln auf und droht bei Nichteinhaltung des Waffenruhe-Abkommens mit der Rückkehr zum Gaza-Krieg. Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten bleibt laut Israel vorerst geschlossen.

Zwei tote Geiseln waren dem Roten Kreuz übergeben worden
Zwei tote Geiseln waren dem Roten Kreuz übergeben worden

Nach der Identifizierung der zwei Leichen durch die Gerichtsmedizin informierte die Armee "die Familien von Inbar Hayman und Oberfeldwebel Mohammad Alatrash darüber, dass ihre Leichen zur Beisetzung in ihre Heimat überführt worden seien", hieß es in einer Armee-Erklärung am Donnerstag. Die Särge mit den sterblichen Überresten der beiden Geiseln waren am Mittwochabend vom Roten Kreuz an die israelischen Streitkräfte im Gazastreifen übergeben worden.

Das von US-Präsident Donald Trump vermittelte Friedensabkommen für den Nahen Osten sieht die Rückgabe aller von der Hamas verschleppten Geiseln vor. Laut Vereinbarung muss die Hamas insgesamt 28 tote Geiseln übergeben. Bisher übergab sie zehn Leichen. Bei einer davon handelt es sich nach israelischen forensischen Erkenntnissen nicht um die sterblichen Überreste einer Geisel. Die letzten 20 überlebenden Hamas-Geiseln waren wie vereinbart am Montag freigekommen. Daraufhin entließ Israel knapp 2.000 inhaftierte Palästinenser.

Das israelische Forum der Geisel-Familien forderte Israels Regierung angesichts der verzögerten Übergabe aller toten Geiseln auf, das Waffenruhe-Abkommen mit der Hamas auszusetzen. Die Regierung solle die Umsetzung aller weiteren Schritte des Abkommens "unverzüglich einstellen, solange die Hamas weiterhin offen gegen ihre Verpflichtungen hinsichtlich der Rückkehr aller Geiseln und der Leichen der Opfer verstößt", erklärte das Forum.

Israel übergibt Leichen von getöteten Palästinensern

Indes übergibt Israel dem Gesundheitsministerium im Gazastreifen zufolge die Leichen von 30 im Konflikt getöteten Palästinensern. Damit steige die Zahl der seit Montag übergebenen Leichen auf 120, teilt die von der Hamas kontrollierte Behörde mit.

Israel droht Hamas

Die Hamas hatte am Mittwochabend nach eigener Darstellung alle für sie erreichbaren Überreste von Geiseln ausgehändigt. In einer Erklärung der Hamas hieß es: "Was die übrigen Leichen betrifft, so sind zu ihrer Bergung außerordentliche Bemühungen und spezielle Ausrüstungen nötig". Man unternehme große Anstrengungen, um die Sache abzuschließen. Israels Armee erklärte: "Die Hamas ist verpflichtet, sich an die Vereinbarung zu halten und die nötigen Schritte zu unternehmen, um alle Geiseln zurückzugeben."

Die USA gehen laut zwei ranghohen US-Beratern jedoch nicht davon aus, dass die Hamas gegen ihre Verpflichtungen aus dem Waffenruhe-Abkommen verstößt. Viele Leichen von Geiseln könnten unter den Ruinen ausgebombter Gebäude oder in Tunnelschächten verschüttet sein. "Dies ist eine sehr komplizierte Situation", ergänzte ein ranghoher US-Berater. "Ich kann Ihnen sagen, dass wir hier nicht weggehen werden, bis alle (Geiseln) nach Hause kommen."

Die israelische Regierung dagegen drohte der Hamas mit der Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen. Verteidigungsminister Israel Katz sagte laut der israelischen Nachrichtenseite "ynet", das Abkommen verlange die Entwaffnung der Hamas sowie die Übergabe aller lebenden und toten Geiseln. Sollte sich die Terrororganisation weigern, die Vereinbarung einzuhalten, werde Israel die Kämpfe wieder aufnehmen. Er habe das Militär angewiesen, für diesen Fall einen umfassenden Plan auszuarbeiten.

Israel wird nach den Worten von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu alle seine Kriegsziele im Gazastreifen erreichen. Bei einer Gedenkfeier für gefallene Soldaten sagt Netanyahu zudem, die Feinde Israels hätten gelernt, dass jeder, der die Hand gegen das Land erhebe, einen hohen Preis zahlen werde.

Berichte über Tote bei Angriff im Gazastreifen

Ungeachtet der vereinbarten Waffenruhe hat die palästinensische Seite Israel die Tötung von zwei Menschen mit einem Drohnenangriff im Gazastreifen vorgeworfen. Der Angriff habe sich im Bereich der Stadt Khan Younis im Süden des weitgehend zerstörten Küstenstreifens ereignet, hieß es aus dem Nasser-Krankenhaus in der Stadt. Eine israelische Armeesprecherin sagte dagegen, es habe in dem Gebiet keinen israelischen Angriff gegeben.

Grenzübergang Rafah bleibt zunächst geschlossen

Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten bleibt nach Angaben Israels zunächst geschlossen. Über den Grenzübergang Rafah werde keine humanitäre Hilfe in den Gazastreifen geliefert, erklärte die Abteilung des israelischen Verteidigungsministeriums für zivile Angelegenheiten in den palästinensischen Gebieten (COGAT) am Donnerstag. Dies sei zu keinem Zeitpunkt vereinbart worden. "Hilfe gelangt weiterhin über andere Grenzübergänge in den Gazastreifen", hieß es weiter.

Die Öffnung des Grenzübergangs für den Personenverkehr werde zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben, wenn die israelische und die ägyptische Seite die "nötigen Vorbereitungen für die Öffnung des Grenzübergangs" getroffen hätten, so die israelische Armeebehörde. Aus ägyptischen Kreisen hieß es, die Öffnung könnte sich noch bis Sonntag verzögern. Israelische Medien hatten am Mittwoch berichtet, dass Israel den Grenzübergang wieder öffnen wolle. Der israelische öffentlich-rechtliche Sender Kan hatte gemeldet, dass 600 Lastwagen Hilfsgüter in das Palästinensergebiet bringen sollten.

Die Hilfslieferungen für die Bevölkerung des Gazastreifens sind Teil des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas. Die Lieferungen waren unmittelbar nach der Einigung angelaufen. Lastwagen mit Hilfsgütern kamen über den Grenzübergang Kerem Shalom in das Palästinensergebiet.