Die israelische Armee rief am Dienstag zur Evakuierung von 27 Orten im Südlibanon auf. Zudem veröffentlichte sie eine "dringende Warnung" an die Bewohner, sich nicht südlich des Litani-Flusses aufzuhalten, der etwa 30 Kilometer von der israelischen Grenze entfernt liegt. Es komme im südlichen Abschnitt des Landes "zu intensiven Kämpfen, bei denen Hisbollah-Mitglieder das zivile Umfeld und die Bevölkerung als menschliche Schutzschilde für Angriffe ausnutzen", so ein Armeesprecher. Mindestens 600 Menschen, darunter die Bewohner des christlichen Dorfes Ain Ebl, suchten daraufhin Schutz in einem südlibanesischen Kloster unweit der Grenze zu Israel.
Die Hisbollah reagierte offenbar mit Raketenbeschuss: Im Zentrum Israels wurde am Dienstag Luftalarm ausgelöst, auch in der Wirtschaftsmetropole Tel Aviv gab es Explosionen. Laut der Armee schlugen Raketenteile auf einer Autobahn nahe Tel Aviv ein. Ein Busfahrer wurde mittelschwer, ein Autofahrer leicht verletzt, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit. Auch in den Vorstädten Herzliya und Ramat Gan habe es Luftalarm gegeben. Es gab zunächst keine Berichte zu Verletzten. Die Hisbollah teilte mit, dass die Zentrale des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad sowie eine Stellung des Militärgeheimdienstes bei Tel Aviv ins Visier genommen worden seien. Insgesamt registrierte die israelische Armee 30 Geschoße aus dem Libanon.
Die israelische Luftwaffe griff nach Militärangaben mehrere Waffenfabriken und Infrastruktur der libanesischen Hisbollah-Miliz in einem südlichen Vorort von Beirut an. Die Angriffe seien mithilfe von Geheimdiensthinweisen erfolgt, hieß es in einer Mitteilung der Armee. Es seien Schritte unternommen worden, um möglichen Schaden an Zivilisten zu verringern. Augenzeugen berichteten von massiven Schäden in dem betroffenen Wohngebiet Haret Hreik. Mehrere Gebäude seien dem Erdboden gleich gemacht worden. Straßen seien unter Schutt begraben worden. In der Früh habe es Aufräumarbeiten gegeben, um die Straßen freizuräumen. Libanesische Behörden berichteten zudem von einem israelischen Luftangriff auf ein palästinensisches Flüchtlingscamp nahe der Küstenstadt Sidon, bei dem sechs Menschen getötet wurden.