Die in weiße Gebetsschals gehüllten Priester hielten ihre Arme in die Höhe und rezitierten Passagen aus dem 4. Buch Mose (das alttestamentarische Buch der Zahlen).
Die Pessach-Woche, in welcher der Flucht der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei gedacht wird, hatte am Freitagabend begonnen. Nach Angaben der Polizei nahmen am priesterlichen Segen in diesem Jahr 50.000 Gläubige teil; das Oberrabbinat gab 75.000 Teilnehmer an, von denen viele aus dem Ausland anreisten. "Diese Pilgerfahrt ist ein eindrucksvoller Beleg für die Verbundenheit unseres Volkes mit den letzten Resten unseres Tempels", erklärte der Rabbi der Klagemauer, Schmuel Rabinowitz.
Diese Wand an der Westseite des Tempelbergs ist Teil der Stützmauer des Zweiten Jüdischen Tempels, der im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde. An seiner Stelle liegt seit dem frühen Mittelalter ein von den Arabern als "Das Edle Heiligtum" verehrtes Hochplateau, auf dem der Felsendom und die Al-Aksa-Mosche errichtet wurden. Der Komplex ist nach Mekka und Medina die drittheiligste Stätte des Islam. An diesem geschichtsträchtigen Standort entzünden sich immer wieder Religionskonflikte, die zu gewaltsamen Zusammenstößen führen.