Bei russischen Angriffen in der ostukrainischen Region Dnipropetrowsk wurden Behördenangaben zufolge mindestens zwei Menschen getötet. Sieben weitere Menschen seien bei den Drohnen- und Raketenangriffen verletzt worden, teilte der Chef der regionalen Militärverwaltung Wladyslaw Gaiwanenko am Samstag im Onlinedienst Telegram mit. "Es brachen Brände aus", fügte er hinzu. Unter anderem seien Wohngebäude, ein Laden und ein Auto beschädigt worden.
Selenskyj: Russland setzte neun ballistische Raketen ein
Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat Russland bei der nächtlichen Attacke neben Dutzenden Drohnen auch neun ballistische Raketen eingesetzt. Seit Jahresbeginn habe der Aggressor bereits fast 770 ballistische Raketen und mehr als 50 Marschflugkörper gegen sein Land geschossen. Während ballistische Raketen nur in der Startphase beschleunigt werden und dann in einem Bogenflug ins Ziel steuern, haben Marschflugkörper eingebaute Triebwerke, die ihnen erlauben, lange Zeit in geringer Höhe zu fliegen.
Inoffiziellen Informationen zufolge waren die in Kiew befindlichen Heizkraftwerke erneut das Ziel der russischen Attacke. Die ukrainische Luftwaffe teilt ihrerseits mit, landesweit vier von neun Raketen und 50 von 62 Drohnen abgeschossen zu haben. Insgesamt seien fünf Raketen und zwölf Drohnen an elf Standorten im ganzen Land eingeschlagen.
Deutsche Wirtschaftsministerin Reiche musste in Kiew in den Schutzkeller
Bei dem russischen Luftangriff auf Kiew musste in der Nacht auch die deutsche Wirtschaftsministerin Katherina Reiche in den Schutzkeller. Für sie sei es ein bedrückendes Erlebnis gewesen, für die Ukrainer leider trauriger Alltag, sagte sie auf einer Pressekonferenz am Samstag. "Es zeigte mir in dieser Nacht noch einmal sehr eindrücklich, dass die Attacken Russlands auf die ukrainische Bevölkerung darauf zielen, sie zu zermürben."
Reiche ist am Freitag mit einer Wirtschaftsdelegation zu einem mehrtägigen Besuch in der Ukraine eingetroffen. Die Angriffe auf die Strom- und Wärmeversorgung kurz vor der Heizperiode seien eine Gefahr, sagte die CDU-Politikerin nun in Kiew. Sie versprach dem kriegsgeplagten Land Hilfe beim Wiederaufbau der zerstörten Energieinfrastruktur. Deutschland werde die Ukrainer nicht im Stich lassen.
Ukraine meldet Rückeroberung von strategisch bedeutendem Ort
Das ukrainische Militär gab unterdessen die Zurückeroberung einer strategisch bedeutenden Ortschaft bekannt. Es handelt sich um Torske, das für die Verteidigung der Stadt Lyman wichtig ist. Bei der Erstürmung seien bis zu 100 russische Soldaten getötet worden, teilte der Generalstab in Kiew mit. "Es gibt auch Gefangene", heißt es in der per Telegram verbreiteten Mitteilung. Die ukrainische Flagge sei wieder in Torske aufgestellt worden. Unabhängig bestätigen ließen sich die Angaben bisher nicht.
Torske ist ein Dorf im Norden der Region Donezk mit einst 1.000 Einwohnern, das inzwischen weitgehend zerstört ist. Nach Kriegsbeginn zunächst von den Russen eingenommen, wurde es in der ukrainischen Offensive im Herbst 2022 zurückerobert, später aber wieder verloren. Torske ist wegen seiner Lage an einer Höhe am Ufer des Flusses Scherebez wichtig. Dieser Fluss bildet eine natürliche Barriere und erschwert das Vorkommen von Truppen - etwa auf die nur 13 Kilometer westlich gelegene Stadt Lyman und den dahinter befindlichen Ballungsraum um Slowjansk und Kramatorsk, den die russische Armee bisher in dem seit mehr als dreieinhalb Jahre währenden Krieg nicht erobern konnte.
Ukraine griff Staudamm in russischer Grenzregion an
In der russischen Grenzregion Belgorod wurde unterdessen nach örtlichen Angaben ein Staudamm durch ukrainischen Beschuss beschädigt. Wiederholte Angriffe auf den Damm könnten zu Überschwemmungen führen, erklärt Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf Telegram. Den Bewohnern zweier angrenzender Ortschaften sei deshalb geraten worden, ihre Häuser zu verlassen und vorübergehend in Notunterkünften unterzukommen. Eine Stellungnahme aus Kiew lag zunächst nicht vor. Belgorod grenzt direkt an die Ukraine und war wiederholt Ziel von Angriffen der ukrainischen Streitkräfte.
