"Seit Anfang dieses Jahres unterstützen wir in der Ukraine alle entschlossenen Schritte und die Führungsrolle von Präsident Trump, jeden starken und gerechten Vorschlag, um diesen Krieg zu beenden", erklärte Selenskyj in der türkischen Hauptstadt.
Wir sind bereit, in jedem sinnvollen Format zu arbeiten, das Ergebnisse bringt", so Selenskyj. Doch das Wichtigste für ein Ende des Blutvergießens und einen dauerhaften Frieden sein, dass die USA sich stark und effektiv engagierten.
Neuer US-Friedensplan
Vor Selenskyjs Äußerungen machten Medienberichte die Runde, dass die USA mit Moskau hinter den Kulissen einen neuen Friedensplan ausgearbeitet hätten. Er sehe aber für die bedrängte Ukraine harte Zugeständnisse vor wie die militärische Preisgabe weiterer Gebiete.
Die Ukraine hat von den USA einen neuen Vorschlag zur Beendigung des russischen Angriffskrieges erhalten. Wie ein ranghoher ukrainischer Vertreter am Mittwochabend der Nachrichtenagentur AFP sagte, sieht der Plan die Abtretung der von Russland kontrollierten Gebiete, darunter die Krim, und eine deutliche Verkleinerung der ukrainischen Armee vor.
In dem Plan sei die Rede von der "Anerkennung der Krim und anderer von Russland besetzter Gebiete", erfuhr AFP. Zudem solle Kiew seine Armee auf 400.000 Soldaten verkleinern. Der Plan sieht außerdem vor, dass die Ukraine alle Langstreckenwaffen abgibt.
Der Plan scheint somit Russlands Maximalforderungen zu enthalten. Kiew hatte immer wieder darauf verwiesen, dass Moskaus Forderungen hinsichtlich der Gebietsabtretungen inakzeptabel seien und einer Kapitulation gleichkämen.
"Eine wichtige Nuance ist, dass wir nicht wissen, ob dies wirklich Trumps Geschichte ist" oder "die seines Umfelds", fügte der ukrainische Vertreter hinzu, der zuvor über den Plan in Kenntnis gesetzt worden war. Es sei zudem "unklar", was Russland im Gegenzug bereit sei zu tun.
Russlands Streitkräfte kontrollieren ein Fünftel des ukrainischen Territoriums
Die russischen Streitkräfte kontrollieren derzeit etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums. Die ukrainische Schwarzmeerhalbinsel Krim hatte Moskau bereits 2014 annektiert. Im September 2022 erklärte Russland Donezk und Luhansk sowie die Regionen Cherson und Saporischschja für annektiert. Große Teile dieser Regionen werden von Russland kontrolliert.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hielt sich am Mittwoch zu Gesprächen in der Türkei auf. Vertreter der USA oder Russlands waren bei dem Treffen zwischen Selenskyj und dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan nicht anwesend.
Das US-Medienportal "Axios" hatte zuvor über angebliche Geheimgespräche zwischen Moskau und Washington über einen Ukraine-Friedensplan berichtet. Das Weiße Haus äußerte sich zunächst nicht dazu
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow lehnte es ab, sich dazu zu äußern. "Es gibt nichts Neues, worüber wir Sie informieren können", antwortete er auf eine Journalistenfrage zu dem "Axios"-Bericht.
In dem Bericht war die Rede von einem 28-Punkte-Plan. Deutschlands Außenminister Johann Wadephul (CDU) zufolge wurde Deutschland darüber "nicht gebrieft". Er verwies mit Blick auf den russischen Staatschef Wladimir Putin auf die "laufenden Anstrengungen aller internationalen Partner, endlich dafür zu sorgen, dass Präsident Putin an den Verhandlungstisch kommt".
Im Präsidentschaftswahlkampf hatte US-Präsident Donald Trump damit geprahlt, er könne den Ukraine-Krieg "in 24 Stunden" beenden. Seitdem liefen mehrere seiner Initiativen ins Leere. Kritiker werfen dem 79-Jährigen einen Schlingerkurs zwischen Moskau und Kiew vor.
Vergangenes Wochenende hatte der Sekretär des ukrainischen Sicherheitsrats Rustem Umjerow nach Gesprächen in der Türkei, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten über Vorbereitungen für den Austausch von 1.200 ukrainischen Kriegsgefangenen geschrieben. Von russischer Seite gab es dafür bisher keine Bestätigung.
Selenskyj will mit seinem Besuch in der Türkei nach Angaben aus Kiew vor allem erreichen, dass die USA sich wieder stärker bei der Suche nach einer Friedenslösung engagieren. "Alle geplanten Treffen finden planmäßig und in einer sachlichen Atmosphäre statt", betonte Jermak mit Blick auf die USA. Selenskyj will demnach auf jeden Fall den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan treffen. Russische Vertreter nehmen nicht an den Gesprächen teil.
Witkoff verhandelt laut US-Portal mit Russland
Das Nachrichtenportal "Axios" in Washington berichtete, der Plan sei Ende Oktober von Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff und dem Moskauer Vertreter Kirill Dmitrijew ausgehandelt worden. Den Angaben nach soll Witkoff den Plan dem Chef des ukrainischen Sicherheitsrates, Rustem Umjerow, zur Kenntnis gegeben haben.
In Moskau sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow, es gebe zwischen Russland und den USA keine neuen Vorschläge für ein Kriegsende. Es gelte weiter, was von Kremlchef Wladimir Putin und Trump bei ihrem Gipfel im Alaska im August besprochen worden sei. Der neue Plan entspricht nach Einschätzung der "Financial Times" weitgehend den russischen Forderungen an Kiew. Wie bei Trumps Friedensinitiative für Gaza sollen laut "Axios" Katar und die Türkei auch an dem Ukraine-Plan beteiligt gewesen sein.
Putin hatte seine Kernbedingungen für einen Frieden im Juni 2024 dargelegt. Er forderte damals, dass Kiew seine Pläne für einen Beitritt zur NATO aufgibt. Zudem müssten die ukrainischen Truppen vollständig aus den vier ukrainischen Provinzen abgezogen werden, die Moskau nach Scheinreferenden völkerrechtswidrig zu Teilen seines Staatsgebiets erklärt hatte. Dabei handelt es sich um Donezk und Luhansk in der Ostukraine sowie um Cherson und Saporischschja im Süden des Landes.
(Quelle: APA/AFP/dpa/Reuters)
