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AKW Saporischschja nach russischem Angriff wieder am Netz

Das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben des Betreibers wieder am Stromnetz, nachdem es infolge russischer Angriffe in der Früh von der Stromversorgung abgeschnitten gewesen war. "Die Spezialisten von Ukrenergo haben die Energieversorgung des Kernkraftwerks Saporischschja wiederhergestellt, welche durch die heutigen Raketenangriffe unterbrochen wurde", teilte der Betreiber Ukrenergo am Donnerstag im Onlinedienst Telegram mit.

Die von russischen Truppen besetzte Anlage in der südlichen Stadt Enerhodar war vorübergehend über Dieselgeneratoren notversorgt worden. Für Österreich bestand laut dem Umweltministerium keine Gefahr. Es gebe "keinen Hinweis auf erhöhte Strahlung im Bereich des KKW Saporischschja", teilte das Ministerium auf Twitter mit.

In der Nacht auf Donnerstag hatte es die schwerste russische Angriffswelle in der Ukraine seit Wochen gegeben. Nach ukrainischen Angaben gab es Luftangriffe im Osten, Süden und Westen des Landes. In zahlreichen Regionen fiel die Stromversorgung aus, die Versorgung von Millionen von Menschen mit Wasser, Wärme und Strom war gestört. Landesweit wurden mindestens zehn Menschen getötet.

Russland hatte das Atomkraftwerk Saporischschja im Süden der Ukraine kurz nach Beginn des Krieges im Februar besetzt. Seit Monaten beschuldigen einander Moskau und Kiew, für Angriffe um und auf das Atomkraftwerk verantwortlich zu sein. Das größte AKW Europas liegt in der von Russland für annektiert erklärten Region Saporischschja nicht weit von der Front entfernt.

Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko sprach auf Facebook von einem "barbarischen, massiven Angriff" der Russen. Neben Saporischschja waren seit den frühen Morgenstunden auch andere Landesteile mit Raketenschlägen überzogen worden, darunter auch die Hauptstadt Kiew. Die Regionen Odessa und Charkiw berichteten ebenfalls von Angriffen auf Energieanlagen und infolge dessen von Stromausfällen.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) ist unterdessen wegen des erneuten Ausfalls der regulären Stromversorgung im AKW Saporischschja alarmiert. Dies sei bereits das sechste Mal, dass Europas größtes Atomkraftwerk wegen des Krieges auf Notversorgung durch Diesel-Generatoren umstellen müsse, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi am Donnerstag vor dem IAEA-Gouverneursrat in Wien. "Jedes Mal würfeln wir. Und wenn wir das immer wieder tun, dann wird uns eines Tages das Glück verlassen", warnte Grossi. So dürfe es nicht weitergehen. Es sei höchste Zeit, eine Sicherheitszone rund um das Kraftwerk einzurichten. Er werde seine entsprechenden Bemühungen fortsetzen, sagte Grossi. Atomkraftwerke sind zum sicheren Betrieb auf verlässliche Stromversorgung angewiesen.

In einer gemeinsamen Erklärung forderten zahlreiche Staaten des IAEA-Gouverneursrats am Donnerstag Russland auf, das AKW zu verlassen. "Die Risiken am Kraftwerk bleiben gefährlich hoch, solange sich russisches militärisches Personal und Rosatom-Personal dort aufhält", heißt es in der unter Federführung Kanadas entstandenen Erklärung, die auch von Deutschland unterstützt wird.