"Einem Autokraten gegenüber kann man keinen Zentimeter nachgeben", sagte Colbert, ohne Trumps Namen zu nennen. Im Juli hatte der US-Sender CBS das Ende von Colberts "Late Show" verkündet. Das für Mai 2026 angekündigte Aus hatte Empörung ausgelöst, weil Colbert als Kritiker von Donald Trump gilt und viele Branchenkenner vermuteten, dass CBS aus Rücksicht auf den US-Präsidenten gehandelt habe.
Auch Stewart und Letterman üben Kritik
Man habe eine "regierungskonforme Sendung" zusammengestellt, sagte Moderator Jon Stewart zu Beginn einer Sondersendung der "Daily Show". Während der Sendung zollte Stewart Trump satirisch wiederholt Respekt - immer wieder nannte er den Präsidenten "Lordschaft" und "Vater". In der Sendung spielte Stewart auch auf "eine beispiellose Machtkonsolidierung" und "Einschüchterung" seitens der US-Regierung an.
Auch der frühere Late-Night-Entertainer David Letterman zeigte sich kritisch: "Wir sehen alle, wo das hinführt, oder?", sagte Letterman. "Es ist albern. Es ist lächerlich. Und man kann nicht einfach jemanden feuern, nur weil man Angst hat oder versucht, sich bei einer autoritären, kriminellen Regierung im Oval Office einzuschleimen. So funktioniert das einfach nicht", sagte der 78 Jahre alte Moderator bei einer Podiumsdiskussion.
Trump droht
Trump warf indes einigen Sendern erneut Voreingenommenheit vor und stellte ihre Lizenzen infrage. "Ich habe irgendwo gelesen, dass die Sender zu 97 Prozent gegen mich sind, ich bekomme 97 Prozent Negatives, und dennoch habe ich gewonnen, und zwar mit Leichtigkeit", sagte Trump auf seiner Rückreise nach Washington nach einem Besuch in Großbritannien. Er sprach von schlechter Publicity für ihn. "Ich würde denken, dass ihnen vielleicht ihre Lizenz entzogen werden sollte." Eine solche Entscheidung läge beim Chef der Medien-Aufsichtsbehörde Federal Communications Commission (FCC), Brendan Carr, sagte Trump. Weiter ins Detail ging der Republikaner nicht.
Carr hatte schon Ende vergangenen Jahres auf X erklärt, Rundfunklizenzen seien keine "sacred cows" - also nicht unantastbar. Medienunternehmen seien gesetzlich verpflichtet, im öffentlichen Interesse zu handeln. Andernfalls würden sie gemäß dem Gesetz zur Rechenschaft gezogen.
Medienunternehmen unter Druck
Am Mittwoch hatte der Sender ABC Kimmels Show nach dessen umstrittenen Äußerungen zum Tod des ultra-rechten Pro-Trump-Aktivisten Charlie Kirk "auf unbestimmte Zeit" aus dem Programm genommen. Trump begrüßte die Entscheidung und forderte, auch weitere Sendungen ihm unliebsamer Moderatoren abzusetzen.
Zuvor hatte das Medienunternehmen Nexstar, das mit Dutzenden Lokalsendern Inhalte von ABC ausstrahlt, erklärt, Kimmels Show nicht länger senden zu wollen. Sinclair - ein weiterer Betreiber von Lokalsendern - zog nach, und forderte von dem Moderator unter anderem eine Entschuldigung bei Kirks Familie sowie eine Spende an Kirks Organisation Turning Point USA.
Brisant ist, dass Nexstar derzeit weitere Lokalsender übernehmen will und dafür die Zustimmung der Aufsichtsbehörde FCC benötigt. Diese hat in den USA weitläufige Befugnisse, was etwa Sendelizenzen angeht - darf allerdings keine inhaltliche Zensur betreiben. Auch Sinclair ist auf das Wohlwollen der Behörde angewiesen.
Kritik an Aufsichtsbehörde
Kritiker werfen FCC-Chef Carr vor, Druck auf die Unternehmen ausgeübt zu haben, und fordern seine Absetzung. Carr hatte in einem rechten Podcast erklärt, die Unternehmen müssten mit Blick auf Kimmel handeln - andernfalls gebe es "zusätzliche Arbeit für die FCC". "Wir können das auf die einfache oder die harte Tour machen", sagte er.
Die FCC vergibt in den USA Lizenzen an TV- und Radio-Sender. Auf ihrer Seite schreibt die Behörde: "Als Gegenleistung für den Erhalt einer wertvollen Lizenz zum Betrieb einer Rundfunkstation unter Nutzung öffentlicher Funkfrequenzen ist jeder Radio- und Fernsehkonzessionär gesetzlich verpflichtet, seine Station im "öffentlichen Interesse, zum Wohle der Allgemeinheit und aus Gründen der Notwendigkeit" zu betreiben." Dies bedeute, dass der Sender ein Programm ausstrahlen müsse, das auf die Bedürfnisse und Probleme seiner lokalen Gemeinschaft eingehe.
Bereits im März hatte Trump kritische Berichterstattung großer amerikanischer Medien über ihn als "illegal" bezeichnet. Seit Jahren wettert Trump bei öffentlichen Veranstaltungen, insbesondere bei Wahlkampfkundgebungen, über Journalisten - meist unter großem Johlen seiner Anhänger. Er bezeichnete etablierte Medien regelmäßig als "Feinde des Volkes", warf Reportern vor, nichts als Lügen zu verbreiten, und drohte bereits im Wahlkampf damit, unliebsamen Sendern die Lizenz zu entziehen.
Kamala Harris: Dürfen nicht schweigen
In den USA ist ein heftiger Streit darüber entbrannt, wie über den Tod des rechten Aktivisten Kirk gesprochen werden darf. Der 31-Jährige war vergangene Woche im US-Staat Utah erschossen worden; viele seiner extrem konservativen Positionen werten Kritiker als rassistisch und sexistisch. Die Trump-Regierung hat angekündigt, gegen Kommentatoren vorzugehen, die sich ihrer Ansicht nach nicht angemessen äußern. Beobachter warnen, dass dies zu erheblichen Einschränkungen von Presse- und Meinungsfreiheit führen könnte.
Der Fall Kimmel hatte diese Debatte nun weiter befeuert. Die frühere Vizepräsidentin und Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, beklagte auf X ein Einknicken der Medien gegenüber der Regierung und ihren Drohungen. "Angesichts dieses frontalen Angriffs auf die Meinungsfreiheit dürfen wir nicht schweigen oder selbstgefällig sein", schrieb sie.