SN.AT / Politik / Weltpolitik

Marokkanische Protestbewegung will pausieren

Nach einem Reformaufruf von König Mohammed VI. hat die Protestbewegung in Marokko angekündigt, ihre Demonstrationen an diesem Wochenende auszusetzen. Die Gruppe GenZ 212 wolle die Pause für "strategische" Planungen zur Stärkung der Bewegung nutzen, um "sicherzustellen, dass die kommende Phase der Bewegung wirksamer und einflussreicher wird", erklärten die Regierungsgegner am Samstag. Marokkos König Mohammed hatte am Freitag angesich zu Reformen

Forderung nach Wandel
Forderung nach Wandel

Priorität habe "die Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen und die konkrete Verbesserung des Bildungs- und Gesundheitswesens", sagte der Monarch. Mohammed plädierte zudem dafür, dass es "keinen Widerspruch oder Wettbewerb zwischen großen nationalen Projekten und Sozialprogrammen geben sollte". Die Rede war von den Demonstranten mit Spannung erwartet worden.

Die Protestbewegung erklärte nun weiter, am Samstag würden weitere Protestaufrufe veröffentlicht. Die kommende Demonstration richte sich "gegen die Regierung und alle Korrupten, die die Verwirklichung der Bestrebungen des marokkanischen Volks behindern". Ihre Forderungen seien unverändert, betonte GenZ 212: Die Regierung müsse sich "im Angesicht der Verschlechterung der sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen" ihrer Verantwortung stellen.

Botschaft angekommen

Die marokkanische Regierung hatte am Donnerstag einen Dialog mit den Demonstranten befürwortet. Die Botschaft der Proteste sei "angekommen", die Regierung werde "schnell arbeiten, um Ressourcen zu mobilisieren und Defizite zu beheben", hieß es.

In Marokko demonstrieren seit dem 27. September fast täglich zahlreiche Menschen für eine Verbesserung des Bildungs- und Gesundheitssystems sowie gegen die Korruption im Land. Viele Demonstranten fordern zudem einen Regierungswechsel.

Den Anlass für die aktuelle Protestwelle hatten Berichte über den Tod von acht schwangeren Frauen gegeben, die für einen Kaiserschnitt in ein staatliches Krankenhaus in Agadir eingeliefert worden waren. Die Vorfälle wurden als Beleg für Missstände in Marokkos Gesundheitssystem gewertet.

Zahlreiche Marokkanerinnen und Marokkaner äußern sich zudem frustriert über die Höhe staatlicher Ausgaben für Prestigeprojekte. Marokko treibt den Bau großer Infrastrukturprojekte voran, um sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 vorzubereiten, die es gemeinsam mit Portugal und Spanien ausrichten wird.