Obwohl laut dem Bericht das Vertrauen in die Polizei und das Rechtssystem gestiegen ist, melden Roma Diskriminierung und Belästigung seltener: Nur sechs Prozent der Befragten, die Opfer von Diskriminierung wurden, meldeten in diesem Zusammenhang einen Vorfall oder reichten eine Beschwerde ein. Dies entspricht etwas mehr als einem Drittel der Quote von 2016 (16 Prozent).
Eine Verbesserung konstatiert der Bericht beispielsweise in Bezug auf Beschäftigungsverhältnisse: 54 Prozent der befragten Roma gehen demnach einer bezahlten Arbeit nach, 2016 waren es im Vergleich 43 Prozent. Die Beschäftigungsquote liege aber immer noch weit hinter der der Gesamtbevölkerung (75 Prozent). Gleichzeitig fühlten sich 36 Prozent der Roma bei der Arbeitssuche diskriminiert, mehr als doppelt so viele wie 2016 (16 Prozent).
Auch die Wohnverhältnisse haben sich laut dem FRA-Bericht im Vergleich zu den Erhebungen aus der Vergangenheit verbessert. 47 Prozent der Roma leben 2024 in feuchten, dunklen Wohnungen oder Unterkünften ohne angemessene sanitäre Einrichtungen, 2016 waren es 61 Prozent - dennoch sei man nach wie vor vom EU-Durchschnitt mit 18 Prozent entfernt.
Roma viermal häufiger von Armut betroffen als EU-Bevölkerung
70 Prozent der im Jahr 2024 befragten Roma und Romnja leben in Armut. Das sind zwar weniger als 2016 (80 Prozent), aber Roma sind laut dem Bericht immer noch viermal häufiger von Armut betroffen als die allgemeine EU-Bevölkerung.
Man sehe weiters, dass zwar mehr Roma-Kinder frühkindliche Bildungseinrichtungen besuchen (53 Prozent), eine Segregation und Diskriminierung bestehe aber weiterhin. Vor allem eine Segregation sei in Schulen nach wie vor weit verbreitet: 46 Prozent der Kinder besuchen demnach eine Schule, in der alle oder die meisten Schüler Roma sind.
EU-Ziele bis 2023 vermutlich nicht erreichbar
"Dieser Bericht zeigt, dass Antiziganismus weiterhin das Leben von Roma und Fahrenden in der EU zerstört. Ein besserer Zugang zu Wohnraum und Arbeitsplätzen ist eine Sache, aber ein Leben frei von Diskriminierung und Vorurteilen ist eine andere. Wir können keine marginalen Fortschritte akzeptieren" äußert sich FRA-Direktorin Sirpa Rautio in einer Presseaussendung den Bericht betreffend.
Die FRA warnt weiters, dass nach wie vor erhebliche Lücken zwischen den von der EU festgelegten Zielen für die Integration der Roma und den Lebensrealitäten bestehen. In einer EU-Strategie zur Gleichstellung der Roma aus dem Jahr 2020 ist unter anderem vorgesehen, dass die wirtschaftliche Kluft zwischen Roma und der Gesamtbevölkerung bis 2030 halbiert werden soll. Laut dem Bericht ist es aber unwahrscheinlich, dass die EU-Länder die Ziele in Bezug auf Gleichstellung, Inklusion und Teilhabe erreichen werden. In Reichweite scheinen aber die Ziele in Zusammenhang mit dem Zugang zu Beschäftigung.
Grundlage für den Bericht sind Interviews aus dem Jahr 2024 mit 10.126 Roma und Romnja, die in zehn EU-Ländern (Bulgarien, Tschechien, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Irland, Italien, Portugal, Rumänien und Spanien) und drei Kandidatenländern (Albanien, Nordmazedonien und Serbien) leben. Die EU-Agentur verwendet Roma in diesem Zusammenhang als einen Sammelbegriff, der etwa auch die Gruppe der Sinti umfasst.