Das Interview von Papst Franziskus mit Jesuitenzeitschriften in mehreren Sprachen hat in Rom großen Beifall geerntet. Vatikan-Journalisten und Religionsexperten loben die "Revolution im Vatikan".
"Die wichtigste Botschaft im Interview des Papstes ist dieses Bild der Kirche als Feldlazarett, als Ort, wo Wunden behandelt werden. Das ist die Kirche, die Papst Franziskus will. Sie ist in der Lage, Barmherzigkeit zu zeigen und konzentriert sich aufs Wesentliche - das, was das Herz brennen lässt", kommentierte der angesehene Vatikan-Berichterstatter der Turiner Tageszeitung "La Stampa", Andrea Tornielli.
"Franziskus ist der Papst der stillen Mehrheit der Kirche, der gemäßigten Mehrheit, die nicht die Lehre, allerdings den Ton ändern will. Er will eine freigiebigere, barmherzigere Kirche, die weniger urteilt. Das war seit jeher ein Hauptanliegen Franziskus'. Jetzt muss man sehen welche Auswirkungen dies auf die Agenda der Kirche haben wird", analysierte der Vatikan-Experte des amerikanischen TV-Senders CNN John Allen.
"Franziskus unterschiedet die Sünde vom Sünder. Der Pontifex betont, dass Homosexuelle nicht anders als andere Menschen sind. Die Wahl, wie man die eigene Homosexualität erlebt, ist Teil des Geheimnisses jeder Person. Die selbe Barmherzigkeit zeigt Franziskus auch gegenüber Frauen, die eine Schwangerschaft unterbrechen und gegenüber neue Lebenspartnerschaften. Er unterscheidet zwischen Sünde und Barmherzigkeit gegenüber der Sünde. Er löscht ein starres und unsensibles moralisches Verhalten", sagte Scarrafia.
Der Jesuit Antonio Spadaro, Chefredakteur des Jesuitenzeitschrift Civilta Cattolica, und Autor des Interviews mit dem Papst, bezeichnete das Treffen mit Franziskus als "spirituelle Lehre". Sechs Stunden lang habe insgesamt das Gespräch mit dem Papst gedauert, das in drei Tagen aufgeteilt worden sei. "Ich bin von der Wärme, der Bestimmtheit, der Kraft und der Einfachheit beeindruckt, mit der Franziskus sich ausgedrückt hat", kommentierte Spadaro.