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Luftwaffe in Polen und Rumänien nach Angriffen alarmiert

Parallel zu einem russischen Großangriff auf die Ukraine hat es am Mittwoch auch in den angrenzenden NATO-Staaten Polen und Rumänien einen Luftalarm gegeben. Polen ließ wegen der Angriffe Kampfjets zur Sicherung seines eigenen Luftraums aufsteigen. Nachdem eine Drohne den rumänischen Luftraum erreichte, brachte die Regierung in Bukarest ebenfalls Kampfflugzeuge in Stellung, darunter zwei deutsche Eurofighter. Zehn Menschen starben bei den Luftangriffen in der Ukraine.

Rumänische Kampfjets stiegen auf (Archivbild)
Rumänische Kampfjets stiegen auf (Archivbild)

Auch bodengestützte Luftabwehr- und Radarüberwachungssysteme seien in den höchsten Bereitschaftszustand versetzt worden, teilte die polnische Armee mit. Die Flughäfen Rzeszow und Lublin in Südostpolen wurden vorübergehend geschlossen, um dem Militär im Luftraum Bewegungsfreiheit zu ermöglichen, erklärte Polens Flugsicherungsbehörde. In der Ukraine herrscht nahezu im ganzen Land Luftalarm. Polen hat wegen russischer Angriffe auf die Westukraine bereits wiederholt Kampfjets zum Schutz des eigenen Luftraums eingesetzt.

Der Drohnenvorfall in Rumänien ereignete sich während eines russischen Angriffs auf ukrainische Infrastruktur, teilte das Verteidigungsministerium in Bukarest mit. Zunächst seien zwei Eurofighter eines Bundeswehr-Kontingents gestartet, das gemeinsam mit der rumänischen Luftwaffe den südöstlichen Luftraum des NATO-Gebiets sichert. Danach seien zwei rumänische F-16-Kampfjets aufgestiegen. Die Bürger in den südöstlichen Bezirken Tulcea und Galati wurden aufgefordert, Schutz zu suchen. Berichte über einen Einschlag auf rumänischem Gebiet lagen nicht vor. Rumänien hat eine 650 Kilometer lange Grenze mit der Ukraine. Wiederholt fielen Trümmer russischer Drohnen auf rumänisches Gebiet während russischer Angriffe auf ukrainische Häfen.

470 Drohnen und 48 Raketen auf die Ukraine

Die russische Armee griff laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in der Nacht mit mehr als 470 Drohnen und 48 Raketen an und habe dabei auch Energie- und Transportinfrastruktur beschädigt. "Jeder schamlose Angriff auf das alltägliche Leben zeigt, dass der Druck auf Russland unzureichend ist. Wirksame Sanktionen und Unterstützung für die Ukraine können dies ändern", erklärte der Präsident und forderte erneut von den Verbündeten Flugabwehrraketen.

In mehreren Regionen sei es zu Notabschaltungen der Stromversorgung gekommen, teilte das ukrainische Energieministerium über den Kurznachrichtendienst Telegram mit. Aus den westukrainischen Städten Lwiw und Ternopil wurden Explosionen gemeldet. Laut dem Gouverneur der Region Lwiw, Maksym Kosyzkyj, wurden bei dem Angriff eine Energieanlage und ein Industriegelände beschädigt.

Zehn Tote bei Angriff auf Wohnhäuser in Ternopil

Allein in Ternopil starben nach Angaben des ukrainischen Innenministeriums zehn Menschen durch den Luftangriff. Nach der Attacke auf ein Wohnviertel gebe es auch mindestens 37 Verletzte, darunter ein Dutzend Kinder, so Innenminister Ihor Klymenko. Zwei neunstöckige Gebäude seien getroffen und beschädigt worden. Menschen seien auch noch unter Trümmern verschüttet. Rettungskräfte holten zudem Menschen aus den zerstörten Wohnungen, teilte der Minister weiter mit. Auf Bildern des Ministeriums waren schwere Verwüstungen der Gebäude zu sehen.

Auch bei einem russischen Drohnenangriff auf die nordostukrainische Großstadt Charkiw sind Berichten zufolge mehr als 30 Menschen verletzt worden - darunter mehrere Kinder. Die Attacke habe die Stadt in der Nacht auf Mittwoch getroffen, mehrere Gebäude beschädigt und Brände ausgelöst, teilten Bürgermeister Ihor Terechow und die regionale Militärverwaltung laut ukrainischen Medien mit. Ein Supermarkt sei zerstört, ein neunstöckiges Wohnhaus nach einem Treffer evakuiert worden. Aufnahmen aus Charkiw zeigten zahlreiche ausgebrannte Fahrzeugwracks. Charkiw liegt nur etwa 35 Kilometer von der russischen Grenze entfernt und wird besonders oft beschossen. Vor Kriegsbeginn im Februar 2022 zählte die zweitgrößte Stadt der Ukraine 1,4 Millionen Einwohner.

Moskau wehrte ATACMS-Angriff ab

Russland wiederum hat nach eigenen Angaben einen ukrainischen Angriff mit Raketen des US-Typs ATACMS auf die Stadt Woronesch abgewehrt. Alle vier anfliegenden Raketen seien von den russischen Flugabwehrsystemen abgefangen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Herabfallende Trümmer hätten die Dächer eines Altersheims und eines Waisenhauses sowie ein Wohnhaus beschädigt. Es habe aber keine Verletzten gegeben. Als Reaktion habe Russland zwei ukrainische Mehrfachraketenwerfer mit Iskander-M-Raketen beschossen.

Das ukrainische Militär hatte am Dienstag mitgeteilt, Ziele in Russland mit von den USA gelieferten ATACMS angegriffen zu haben. Dies sei eine "bedeutende Entwicklung". Die Ukraine hatte die Waffensysteme 2023 erhalten, durfte sie jedoch zunächst nur auf eigenem Staatsgebiet einsetzen, das zu fast einem Fünftel von Russland kontrolliert wird. Die Ukraine hatte bereits im Jänner russisches Gebiet mit ATACMS-Raketen attackiert.

(Quelle: APA/dpa/Reuters)