"Ich glaube, das ist ein kritischer Moment, denn niemand kann lange unter solchen Bedingungen überleben." Sie warf den Behörden vor, ihre Schwester psychisch und physisch zu foltern. Das Innenministerium von Belarus reagierte nicht auf eine Anfrage zu den Haftbedingungen von Kalesnikawa.
Die 42-Jährige gilt seit den Protesten gegen den belarussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko im Jahr 2020 als Symbol des Widerstands. Sie verbüßt eine elfjährige Haftstrafe wegen angeblicher Verschwörung zur Machtergreifung. Lukaschenko selbst bestreitet die Existenz politischer Gefangener. Menschenrechtsgruppen beziffern die Anzahl politischer Häftlinge auf rund 1400.
Die Schwester von Kalesnikawa hofft auf eine Begnadigung. Seit Anfang Juli hat Lukaschenko 78 Häftlinge freigelassen, die wegen Protesten im Gefängnis saßen. Allerdings müsste Kalesnikawa dafür um Begnadigung bitten, wie es die bisher freigelassenen Gefangenen tun mussten. Zwar sei sie sich nicht sicher, ob ihre Schwester dazu bereit wäre. "Aber ich hoffe, dass sie die Gelegenheit nutzen wird, wenn sie ihr geboten wird."