Das Wissenschafterteam um Hippolyte d'Albis von der Paris School of Economics hat für seine Untersuchung Wirtschafts- und Migrationsdaten über den Zeitraum 1985 bis 2015 ausgewertet. In ihren Analysen berücksichtigten sie Zahlen aus 15 westeuropäischen Ländern - darunter auch jene, die von Fluchtbewegungen am stärksten betroffen waren wie etwa Österreich.
Frühere Studien hätten sich vor allem auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von Migration, die auf einen permanenten Aufenthalt abzielt, fokussiert. Dabei wurde die Gruppe jener, die aufgrund von Krieg oder anderen Bedrohungen aus ihren Heimatländern fliehen, bisher weniger beachtet. In ihrer Studie wendeten die Wissenschafter ein Modell an, mit dem sich die wirtschaftliche Antwort auf unerwartete externe Ereignisse ("Schocks") abbilden lässt. Damit könnten etwa die Folgen von tiefergreifenden demografischen Veränderungen auf die öffentlichen Finanzen berechnet werden.
"Unsere Schätzungen zeigen, dass diese Schocks positive Effekte auf europäische Wirtschaftssysteme haben: Sie erhöhen das BIP pro Kopf, reduzieren die Arbeitslosigkeit und verbessern die Balance in den öffentlichen Finanzen", schreiben die Forscher. Die zusätzlichen Ausgaben für Flüchtlinge durch die öffentliche Hand würden demnach durch höhere Steuereinnahmen "mehr als ausgeglichen".
Bei Asylsuchenden dauere es allerdings einige Zeit, bis sich die positiven Effekte einstellen, heißt es weiter. So brauche es etwa drei bis sieben Jahre nach einer Flüchtlingskrise, bis sich positive Effekte im BIP einstellen.
Die Studienautoren plädieren dafür, die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit eher als "Chance" und weniger als "Krise" zu betrachten. "Wir wollen nicht leugnen, dass große Flüchtlingsströme nach Europa große politische Herausforderungen mit sich bringen - sowohl in den Ländern wie auch in der Koordination zwischen ihnen", betonen die Forscher. Das "Klischee", dass Migration und Flucht vor allem eine wirtschaftliche Belastung für Aufnahmeländer darstellen, sollte jedenfalls kritisch hierfragt werden.
INFO: https://dx.doi.org/10.1126/sciadv.aaq0883