Angesichts des russischen Engagements in Syrien und der Ukraine galt das Militärspektakel zum 71. Jahrestag des Kriegsendes auch als Demonstration der Stärke. Putin erwähnte die aktuellen Konflikte in einer Ansprache nur indirekt. Die heutige Soldatengeneration habe bewiesen, dass sie ein würdiger Nachfolger der Kriegshelden sei, sagte der Staatschef bei der im Fernsehen übertragenen Parade. Putin rief die internationale Gemeinschaft zum gemeinsamen Kampf gegen den Terrorismus auf. Russland sei bereit, mit anderen Staaten die Kräfte zu bündeln und ein modernes internationales Sicherheitssystem zu schaffen.
In Moskau nahm Putin als Oberbefehlshaber bei frühlingshaftem Wetter die Waffenschau mit 71 Jets und rund 200 Einheiten Kriegsgerät ab. Darunter waren moderne Panzer vom Typ T-14 Armata und atomar bestückbaren Interkontinentalraketen vom Typ RS-24 Jars Nato - Bezeichnung SS-27, Sickle). Strategische Bomber wie die Tupolew Tu-160, das als größtes Kampfflugzeug der Welt gilt, donnerten in etwa 400 Metern Höhe über die Zwiebeltürme der Basilius-Kathedrale hinweg. Die Parade am Kreml, dem russischen Machtzentrum, gilt auch als Verkaufsschau der Rüstungsindustrie.
Das sowjetische Volk habe damals anderen Völkern die Freiheit gebracht, sagte Putin. Der Sieg sei auch eine "Warnung an alle, die unsere Standfestigkeit prüfen wollen", meinte der Kremlchef.
Zum ersten Mal marschierten Soldatinnen einer Militäruniversität mit. Von der Ehrentribüne aus verfolgten zahlreiche mit Orden geschmückte Kriegsteilnehmer die etwa einstündige Parade. Zu Salutschüssen erklang die Nationalhymne. Mit mehr als 27 Millionen Toten hatte die Sowjetunion die größte Opferzahl im Zweiten Weltkrieg.
Eine Kranzniederlegung an den Grabstätten der gefallenen Soldaten der Roten Armee fand auch auf dem Wiener Zentralfriedhof statt. Eine weitere Kranzniederlegung gab es am Ehrendenkmal der für die Befreiung Wiens gefallenen Soldaten der Roten Armee auf dem Schwarzenbergplatz. Auch auf der russischen Luftwaffenbasis Hamaimim in Syrien feierte Moskau den 71. Jahrestag mit einer Parade aus Kampfhubschraubern und gepanzerten Fahrzeugen. Russland ist Partner des syrischen Regimes.
Russland feiert das Kriegsende am 9. Mai und damit einen Tag später als der Westen, da der Waffenstillstand 1945 erst nach Mitternacht Moskauer Zeit in Kraft getreten war. Der Kreml hatte die Feiern im Sowjetstil 2008 wieder aufgenommen. Im größten Land der Erde leben noch etwa drei Millionen Weltkriegsüberlebende - oft unter schlechten Umständen. Veteranenverbände klagen über mangelnde Sozialleistungen.