Fast zehn Jahre lang gab es diese Situation in der katholischen Kirche nicht mehr: Nur ein Papst lebt und waltet im Vatikan. Nach dem Tod von Benedikt XVI. ist nun Franziskus wieder der alleinige Herrscher über die Kirche, auch wenn der emeritierte Papst aus Bayern seinem Nachfolger das Regieren zuletzt nicht mehr erschwerte.
Das war anders nach jenem epochalen Ereignis im Februar 2013. Anstatt wie versprochen zurückgezogen von der Welt im Vatikan zu leben, mischte sich Benedikt XVI. nach seinem Rücktritt immer wieder mit Stellungnahmen in aktuelle Fragen ein. Für Franziskus war es zunächst nicht einfach, gegenüber der Wirkmächtigkeit des Traditionalisten Ratzinger seiner Theologie der Barmherzigkeit zum Durchbruch zu verhelfen.
Nach dem Tod des emeritierten Papstes gibt es in der katholischen Kirche nun erneut nur einen Nachfolger Petri. Damit gewinnt auch die Frage eines möglichen Rücktritts von Franziskus erneut an Relevanz. Der 86 Jahre alte Papst ist gesundheitlich angeschlagen. Öffentliche Auftritte muss Franziskus im Rollstuhl absolvieren. Ein Knieleiden hindert ihn an der unbeschwerten Ausübung seines Amtes. Auslandsreisen will Franziskus künftig kürzer halten. Vor einer Operation schreckt der Papst wegen der Nebenwirkungen einer Vollnarkose zurück. Für den Rücktritt Benedikts XVI. hatte Franziskus immer nur lobende Worte übrig. Er brachte ihn auch für sich als Möglichkeit ins Spiel. Die Tür stehe offen, sagte er erst kürzlich wieder. Der Rücktritt sei "eine ganz normale Option".
Im März begeht Franziskus sein Zehn-Jahr-Jubiläum als Papst. Für den Herbst hat der Papst eine wichtige Bischofsversammlung in Rom zum Thema "Synodalität" einberufen. Das Jahr 2023 könnte Franziskus' letztes Jahr im Amt werden. Sein Rücktritt würde die neue Normalität wiederherstellen - zwei Päpste in der katholischen Kirche: ein Amtsinhaber mit allen Vollmachten und ein emeritierter Papst.