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Trump droht BBC mit Klage über eine Milliarde Dollar

Vor dem Hintergrund der umstrittenen Dokumentation der britischen BBC über Donald Trump droht der US-Präsident dem Sender Anwaltskreisen zufolge mit einer Klage über eine Milliarde Dollar (890 Millionen Euro). Trump habe der BBC bis Freitag Zeit gegeben, sich zu entschuldigen und die Dokumentation zurückzuziehen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montag von einer dem Anwaltsteam des Präsidenten nahestehenden Person.

Schwierige Zeiten für die BBC
Schwierige Zeiten für die BBC

In der umstrittenen BBC-Sendung waren Ausschnitte aus einer Rede Trumps zusammengeschnitten worden. Dadurch wurde der Eindruck erweckt, Trump habe seine Anhänger 2021 direkt zum Sturm auf den Sitz des US-Kongresses aufgerufen.

BBC-Präsident Shah entschuldigte sich für Dokumentation

BBC-Präsident Samir Shah entschuldigte sich unterdessen für die Dokumentation und räumte eine "Fehleinschätzung" des britischen Senders eingeräumt. Ausschnitte einer Rede Trumps seien so zusammengeschnitten worden, dass der Eindruck eines "direkten Aufrufs" zu Gewalt durch Trump entstanden sei, erklärte Shah am Montag in einem Schreiben an einen Parlamentsausschuss. "Die BBC möchte sich für diese Fehleinschätzung entschuldigen", fügte er hinzu.

Die Dokumentation "Trump: Eine zweite Chance?" war eine Woche vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 ausgestrahlt worden. In dem Beitrag für die Sendung "Panorama" waren Ausschnitte aus einer Rede, die Trump am 6. Jänner 2021 vor der Erstürmung des Kapitols in Washington gehalten hatte, zusammengeschnitten worden. Durch die Montage wurde der Eindruck erweckt, Trump habe seine Anhänger direkt zum Sturm auf den Sitz des US-Kongresses aufgerufen.

Am Sonntag hatten BBC-Generaldirektor Tim Davie und Nachrichtenchefin Deborah Turness nach Kritik an der irreführenden Bearbeitung der Trump-Rede ihren Rücktritt bekannt gegeben. Der "Daily Telegraph" hatte zuvor berichtet, dass ein externer Berater des BBC-Gremiums für redaktionelle Standards im Sommer erstmals Bedenken geäußert habe.

Ex-Nachrichtenchefin Turness verteidigte Sender

Am Montag verteidigte Turness den Sender jedoch gegen Kritik. "BBC News ist nicht institutionell voreingenommen", sagte die bisherige Leiterin von BBC News vor dem Hauptsitz des Senders in London. "Deshalb ist es der vertrauenswürdigste Nachrichtenanbieter der Welt."

Die britische Kulturministerin Lisa Nandy hatte die Vorwürfe rund um die Fernseh-Doku zuvor als "äußerst schwerwiegend" bezeichnet. Premierminister Keir Starmer bekundete am Montag Unterstützung für eine "starke und unabhängige BBC". Im "Zeitalter der Desinformation" sei ein zuverlässiges und unparteiisches britisches Nachrichtenangebot wichtiger denn je, sagte der Sprecher des Regierungschefs. Um das Vertrauen in die BBC zu erhalten, sei es wichtig, Fehler "schnell" zu korrigieren.

Wegen seiner Rolle bei der Erstürmung des Kapitols wurde Trump im Jahr 2023 unter anderem wegen Verschwörung zur Behinderung einer offiziellen Amtshandlung sowie zum Betrug an den Vereinigten Staaten angeklagt. Nach Trumps Wahlsieg am 5. November 2024 sah sich die Justiz gezwungen, das Strafverfahren gegen ihn einzustellen.

(Quelle: APA/AFP)