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UNO und Rotes Kreuz klagen über Gräueltaten im Sudan

Nach der Einnahme der sudanesischen Stadt Al-Fashir durch die RSF-Miliz haben sich die UNO, die WHO und das Rote Kreuz alarmiert gezeigt angesichts der Lage der Zivilisten in der Stadt. "Wir haben schreckliche Berichte über Massenhinrichtungen, Massenmorde, Vergewaltigungen, Angriffe auf humanitäre Helfer, Plünderungen, Entführungen und Zwangsumsiedlungen erhalten", sagte am Freitag der Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros, Seif Magango.

Proteste gegen RSF in Al-Fashir
Proteste gegen RSF in Al-Fashir

Er rechne damit, dass hunderte Zivilisten getötet worden seien, sagte der Sprecher. Das UNO-Menschenrechtsbüro habe "schockierende" Videos und Bilder erhalten, die "schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht und grobe Verletzungen der Menschenrechte zeigen", sagte Magango von der kenianischen Hauptstadt Nairobi aus zu Journalisten in Genf.

Rotes Kreuz: "Welt schaut weg"

Einen dramatischen Appell an die Weltgemeinschaft richtete auch das Rote Kreuz. IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric sprach von "fürchterlichen Angriffen" im Sudan. Patientinnen und Patienten würden in Spitälern getötet, Zivilisten auf der Flucht getötet. "Die Welt schaut weg, während Zivilpersonen im Sudan unvorstellbares Leid erfahren. Wir haben die Konfliktparteien wiederholt dazu aufgerufen, sich an das humanitäre Völkerrecht zu halten und dennoch wird weiterhin ungestraft dagegen verstoßen", so Spoljaric in einer Aussendung am Freitag. Sie erinnerte daran, dass alle Staaten verpflichtet seien, nicht nur sich selbst an das humanitäre Völkerrecht zu halten, "sondern auch dafür zu sorgen, dass andere dasselbe tun".

Die RSF-Miliz teilte indes mit, dass einige ihrer Kämpfer, denen Misshandlungen während der Einnahme der Stadt vorgeworfen wurden, festgenommen worden seien.

Stadt nach 18 Monaten Belagerung eingenommen

Die mit der offiziellen sudanesischen Armee rivalisierende Miliz "Rapid Support Forces" (RSF) hatte Al-Fashir im Westen des Landes am Sonntag nach einer rund 18-monatigen Belagerung eingenommen. Am Montag bestätigte Sudans Militärherrscher Fattah al-Burhan den Rückzug der Armee aus der Stadt.

Die sudanesische Armee warf der RSF-Miliz die Hinrichtung von mehr als 2.000 unbewaffneten Zivilisten vor. Augenzeugen, die aus der Stadt geflohen waren, berichteten von "Szenen eines Völkermords".

Al-Fashir ist seitdem vom Rest der Welt abgeschnitten, doch die UNO erklärte, "verängstigte" Menschen, die es in die nahegelegene Stadt Tawila geschafft haben, hätten von den Gräueltaten berichtet.

WHO: "Mehrere Morde" in Geburtsklinik

Die UNO-Weltgesundheitsorganisation (WHO) gab unterdessen Einzelheiten zum Angriff auf die saudi-arabische Geburtsklinik in Al-Fashir bekannt, bei dem am Dienstag 460 Menschen getötet worden seien. Zunächst sei das Gesundheitspersonal entführt worden, später habe es "mehrere Morde" gegeben, erklärte ein WHO-Sprecher. Schließlich seien die Angreifer zurückgekommen und hätten alle hinrichtet, darunter viele Zivilisten, die in dem Krankenhaus Zuflucht gesucht hatten.

Bei dem im April 2023 entbrannten Konflikt im Sudan stehen sich die Armee von Militärherrscher al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Mohamed Hamdan Daglo gegenüber. Seither wurden bei den Kämpfen zehntausende Menschen getötet, rund zwölf Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatregionen fliehen. In dem nordostafrikanischen Land herrscht nach Einschätzung der UNO die schwerste humanitäre Krise der Welt.