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Russen dringen in umkämpfte ukrainische Stadt Pokrowsk ein

Nach monatelangen Sturmangriffen gegen ukrainische Stellungen rund um Pokrowsk am Rande des Donbass ist es rund 200 russischen Soldaten nach Darstellung aus Kiew am Sonntag gelungen, in die schwer umkämpfte Stadt einzudringen. Die russischen Streitkräfte hätten mehrere kleinere Infanteriegruppen unter Umgehung der ukrainischen Linien in die Stadt eingeschleust, teilte der Generalstab in Kiew auf Facebook mit.

Symbolbild
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Die russischen Soldaten hätten sich festgesetzt und lieferten sich schwere Gefechte mit den ukrainischen Einheiten. Beide Seiten setzten dabei auch Kampfdrohnen ein. Nach Darstellung der ukrainischen Generalität sind die Kämpfe "von hoher Dynamik und Intensität geprägt". Die russische Armee versuche unterdessen, die ukrainischen Verteidigungslinien mit Kampfpanzern und Schützenpanzern zu durchbrechen.

Der Generalstab widersprach unterdessen russischen Behauptungen von der kompletten Einkesselung ukrainischer Truppen in Pokrowsk. Vielmehr seien größere Gebiete rund um die Stadt zurückerobert worden. Damit habe sich die Lage in dem Abschnitt sowie an den Zufahrtswegen zu Pokrowsk stabilisiert.

Pokrowsk und das benachbarte Myrnohrad sind seit Monaten umkämpft und von einer Einschließung bedroht. Die Ukraine wehrt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion.

Mindestens drei Tote nach russischen Angriffen in Kiew

Bei einem russischen Drohnenangriff auf Kiew wurden in der Nacht auf Sonntag mindestens drei Menschen getötet und 29 Menschen verletzt. Unter den Verletzten seien auch sieben Kinder, teilte der Katastrophenschutz bei Telegram mit. Die ukrainische Luftabwehr war zwar nach Angaben der Militärverwaltung von Kiew im Einsatz, konnte aber nicht alle Schäden verhindern.

Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete bei Telegram über die Angriffe. Zwei mehrstöckige Wohngebäude im Nordosten der Stadt seien von herabfallenden Drohnenteilen getroffen worden, in einigen Wohnungen sei Feuer ausgebrochen. Der Chef der Militärverwaltung der ukrainischen Hauptstadt warnte am Sonntag vor "mehreren" angreifenden russischen Drohnen und rief die Menschen dazu auf, in den Schutzräumen zu verbleiben.

In der Nacht zuvor war Kiew laut Klitschko mit ballistischen Raketen angegriffen worden, mindestens zwei Menschen wurden getötet. Auch in der ostukrainischen Region Dnipropetrowsk seien durch russische Drohnen- und Raketenangriffe in der Nacht auf Samstag mindestens zwei Menschen getötet worden.

Drohnen verletzen 16 Personen im westrussischen Belgorod

In der westrussischen Region Belgorod wurden nach Behördenangaben 16 Menschen durch ukrainische Drohnenangriffe verletzt. Die ukrainischen Streitkräfte hätten die Ortschaft Maslowa Pristan beschossen und dort zehn Zivilisten, unter ihnen zwei Minderjährige, verletzt, schrieb Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow auf seinem Telegramkanal. Zwei private Wohnhäuser seien durch die Sprengsätze stark beschädigt worden.

Etwas später informierte er über sechs weitere Opfer an anderer Stelle. So sind Gladkows Angaben nach in der Gebietshauptstadt Belgorod selbst drei Verletzte zu beklagen, darunter ein Angehöriger des Militärs. In der Ortschaft Dorogoschtsch im an die Ukraine grenzenden Landkreis Graiworon traf es drei weitere Personen, darunter einen 14-Jährigen.

Putin besucht Kommandoposten der russischen Armee

Der russische Präsident Wladimir Putin besuchte indes einem Agenturbericht zufolge einen Kommandoposten seiner Streitkräfte. Dort habe er sich unter anderem von Generalstabschef Waleri Gerassimow über die Lage an der Front unterrichten lassen, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Die westlichen Verbündeten der Ukraine hatten zuletzt versucht, den Druck auf Russland zu erhöhen. Großbritanniens Premierminister Keir Starmer rief die Verbündeten am Freitag zur Lieferung von Waffen mit größerer Reichweite an die Ukraine auf. In dieser Woche kündigte auch die EU neue Sanktionen gegen den russischen Energiesektor an, um die Kriegswirtschaft des Landes zu schwächen.

US-Präsident Donald Trump erteilte weiteren Gesprächen mit Putin am Samstag zunächst eine Absage. Solange keine Einigung in Sicht sei, werde er seine "Zeit nicht verschwenden", sagte Trump.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als dreieinhalb Jahren gegen Russlands Angriffskrieg. Immer wieder werden ukrainische Städte mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern attackiert.