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Vicki Kennedy: Die "Retterin" des Kennedy-Clans zieht es nach Wien

Wenn es nach ihrem verstorbenen Ehemann Ted Kennedy gegangen wäre, hätte Victoria Kennedy seinen Senatsposten übernehmen sollen. Doch die erfolgreiche Anwältin wollte nicht in die erste politische Reihe. Nun soll sie Botschafterin in Wien werden.

Victoria Kennedy 2011 in Atlanta bei einem Dinner zu Ehren ihres verstorbenen Ehemanns Ted Kennedy.
Victoria Kennedy 2011 in Atlanta bei einem Dinner zu Ehren ihres verstorbenen Ehemanns Ted Kennedy.

Der Kennedy-Clan hat Victoria Reggie Kennedy viel zu verdanken. So unterstützte sie die Familie nach dem tragischen Flugzeugunfall von Präsidentensohn John F. Kennedy im Jahr 1999. Fünf Jahre davor spielte sie nach Einschätzung von Beobachtern eine entscheidende Rolle dabei, dass Familienoberhaupt Ted Kennedy seinen Senatssitz in Massachusetts gegen den republikanischen Herausforderer Mitt Romney verteidigen konnte.

Hätte Kennedy die Senatswahl in der Demokraten-Hochburg verloren, wäre dies ein schwerer Schlag für die sagenumwobene Dynastie geworden. "Vicki" hatte im Wahlkampf nicht nur Spendendinner organisiert, sondern ihren Mann vor allem auch privat wieder in ruhigere Fahrwasser gebracht. Der Bruder von Präsident John F. Kennedy war durch Affären und Alkoholprobleme massiv in Misskredit geraten und drohte von der konservativen Welle bei der Kongresswahl 1994 überrollt zu werden.

Kennedy konnte Romneys Angriff nicht nur abwehren, sondern entwickelte sich dann zur Ikone im US-Senat, in dem er dann bis zu seinem Tod im Jahr 2009 insgesamt 47 Jahre saß. Seine Witwe lehnte es daraufhin gleich zwei Mal ab, zur Bannerträgerin der Kennedys im US-Senat zu werden. Ted Kennedy soll sich Medienberichten zufolge seine Frau als interimistische Nachfolgerin gewünscht haben. Sie weigerte sich aber, was dazu führte, dass der Republikaner Scott Brown den Sitz in der Demokraten-Hochburg Massachusetts eroberte. Als es darum ging, diesen Fehler bei der Wahl 2012 wieder gutzumachen, lehnte Vicki Kennedy neuerlich ab. Den Job erledigte Elizabeth Warren, die dann zur Linken-Ikone im Senat aufstieg.

Tatsächlich hat es die 67-Jährige nicht nötig, nach ihrem berühmten Nachnamen beurteilt zu werden. Die am 26. Februar 1954 in der Kleinstadt Crowley in Louisiana geborene Victoria Reggie war nämlich eine berühmte Anwältin, ehe sie mit Ted Kennedy zusammenkam. US-Portale schätzen ihren "Wert" auf 60 Millionen US-Dollar. Das Engagement für die Demokraten war ihr in die Wiege gelegt. Ihre Mutter war Parteiaktivistin, ihr Vater unterstützte John F. Kennedy bei seiner ersten - erfolglosen - Präsidentschaftskampagne im Jahr 1956.

Ihr Doktoratsstudium der Rechtswissenschaften schloss Victoria Reggie im Jahr 1979 an der Tulane University in New Orleans mit summa cum laude ab. Sie war dann zunächst in Chicago als Mitarbeiterin des US-Bundesrichters Robert Arthur Sprecher tätig. Dann wechselte sie in den Anwaltsberuf. Im Jahr 1981 heiratete sie den auf Telekommunikation spezialisierten Anwalt Grier C. Raclin, mit dem sie nach Washington zog. Dort wurde sie zur Partnerin in der Anwaltskanzlei Keck, Mahin & Cate. Sie wurde als "richtiger Star" in der Kanzlei beschrieben. Die Ehe mit Raclin hielt nur neun Jahre, doch hatten sie zwei Kinder.

1997 machte Ted Kennedy sie zu seiner politischen Beraterin

Nachdem Ted Kennedy sie zu seiner politischen Beraterin machte, hängte sie im Jahr 1997 ihren Job als Anwältin an den Nagel. Sie engagierte sich dann auch selbst politisch und gründete im Jahr 1999 den Verein "Common Sense about Kids and Guns", der sich die Bekämpfung der Schusswaffengewalt gegen Minderjährige auf die Fahnen geschrieben hat. Später trat sie auch als Unterstützerin des Demokraten Barack Obama in Erscheinung, etwa als Mitglied der Wahlkampfgruppe "Katholiken für Obama". Allerdings ist die Nachfahrin von maronitischen Einwanderern innerhalb der Kirche nicht unumstritten. Schlagzeilen machte Victoria Kennedy im Jahr 2011, als ein Bischof in Massachusetts einer katholischen Hochschule untersagte, sie als Abschlussrednerin einzuladen. So wie ihr Ehemann tritt nämlich auch Victoria für das Recht von Frauen auf den Schwangerschaftsabbruch ein, der in der katholischen Kirche verpönt ist.

Sollte Kennedy Botschafterin werden, würde sie im zweiten Anlauf einen US-Regierungsposten bekommen. Unter Präsident Obama wurde sie im Jahr 2014 als Chefin der US-Post vorgeschlagen. In dem von den Republikanern dominierten US-Senat ging die Personalie damals aber nicht durch. Entsprechendes Ungemach dürfte Vicki Kennedy diesmal erspart bleiben, haben die Demokraten doch eine hauchdünne Mehrheit in der mächtigeren Parlamentskammer. Ob sie aber an das Traumergebnis ihres Vorgängers Trevor Traina herankommen wird, den der US-Senat mit 100 zu 0 Stimmen als Botschafter in Österreich durchgewinkt hat, darf bezweifelt werden. Für viele Republikaner sind die Kennedys nämlich ein "rotes Tuch", egal ob gebürtig oder eingeheiratet.