Thunberg und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter wurden am internationalen Flughafen in Athen von pro-palästinensischen Aktivisten begrüßt. Die rund 45 Schiffe umfassende "Global Sumud Flotilla" sei der "bisher größte Versuch" gewesen, die "illegale und unmenschliche israelische Blockade" des Gazastreifens auf dem Seeweg aufzubrechen, sagte die 22-jährige Schwedin. "Es ist eine Schande, dass diese Mission existieren muss", fügte sie hinzu. Regierungen weltweit würden "nicht einmal das Mindeste" tun, um den "Völkermord" an den Palästinensern zu verhindern.
Thunberg sagte zudem, Aktivisten hätten in der israelischen Haft "Misshandlungen" erlitten, ohne jedoch Details zu nennen. Hassan, französische Abgeordnete der Linksaußenpartei La France Insoumise (LFI), erhob bei der Ankunft in Athen hingegen konkrete Vorwürfe: "Ich wurde von zwei Polizisten geschlagen, als sie mich in den Polizeiwagen beförderten", sagte sie. Weitere Aktivisten seien ebenfalls geschlagen worden.
"Es fehlte uns wirklich an allem"
Zudem seien die Zustände in der Haft im Hochsicherheitsgefängnis in der Negev-Wüste unannehmbar gewesen. "Wir waren teilweise 13 bis 15 Menschen in einer Zelle", sagte Hassan. Dort habe es keine Betten, nur Matratzen auf dem Boden gegeben. "Es fehlte uns wirklich an allem", fügte die französische Politikerin hinzu. Nach Angaben des slowakischen Außenministeriums wurden zehn Aktivisten in die Slowakei gebracht, darunter ein Slowake sowie Aktivisten aus den Niederlanden, Kanada und den USA.
Das israelische Außenministerium hatte zuvor im Onlinedienst X erklärt, 171 weitere "Provokateure" der Gaza-Flotte, "wurden heute von Israel nach Griechenland und in die Slowakei abgeschoben". Dazu veröffentlichte das Ministerium Fotos, auf denen Thunberg und zwei weitere Frauen auf dem südisraelischen Flughafen Ramon zu sehen sind. Alle drei Frauen tragen darauf die graue, in israelischer Haft übliche Gefängniskleidung.
Unter den Ausgewiesenen befinden sich nach den Angaben des israelischen Außenministeriums Staatsangehörige aus Österreich, Deutschland, Bulgarien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Litauen, Luxemburg, Norwegen, Polen, Schweden, Serbien, der Schweiz, Slowakei und den USA. 138 Aktivistinnen und Aktivisten der "Global Sumud Flotilla" befinden sich demnach weiterhin in Israel in Haft.
In Berlin teilte das Auswärtige Amt am Montag mit, dass 14 Teilnehmer der Flotte mit deutscher Staatsangehörigkeit in Israel in Gewahrsam seien. Diejenigen, die einer freiwilligen Ausreise nicht zugestimmt hätten, würden vermutlich abgeschoben, sagte ein Sprecher.
Demonstrationen in Europa
Bereits in den vergangenen Tagen hatte Israel Dutzende der Aktivisten abgeschoben. Die festgenommenen pro-palästinensischen Aktivisten hatten an der "Global Sumud Flotilla" teilgenommen, die im September mit rund 45 Schiffen aufgebrochen war, um nach eigenen Angaben Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen.
Die israelische Marine hatte seit Mittwoch ein Schiff nach dem anderen auf See abgefangen. Die Boote mit insgesamt mehr als 400 Menschen an Bord wurden davon abgehalten, den Gazastreifen zu erreichen, die Aktivisten wurden festgenommen. In zahlreichen europäischen Städten fanden Demonstrationen gegen das Abfangen der Hilfsflotte statt.
Israel riegelt den Gazastreifen vom Meer aus strikt ab. Dies war 2007 nach der Machtübernahme der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas eingeführt worden und wird auch von Ägypten mitgetragen, das im Süden an den Küstenstreifen grenzt. Die Blockade dient auch dazu, Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden.