Der bewaffnete Flügel der Hamas übergab nach eigener Darstellung die zweite Gruppe von Geiseln, die vor 50 Tagen in den Gazastreifen verschleppt worden waren, am Samstagabend an das Rote Kreuz. Das gaben die Al-Qassam-Brigaden am in einer Erklärung bekannt. Laut Hamas wurden 13 Israelis sowie vier ausländische Staatsangehörige übergeben. Israel bestätigte die Angaben: Die 17 Geiseln seien in Israel angekommen, erklärte die Armee.
Das Rote Kreuz habe am Samstag 13 Israelis sowie vier thailändische Staatsbürger über die Grenze nach Ägypten gebracht, teilte das israelische Militär am Abend mit. Die Hamas korrigierte später ursprüngliche Angaben über 20 Freigelassene und sprach ebenfalls von vier Ausländern, die übergeben worden seien. Sie sollen nach einer ersten medizinischen Untersuchung zunächst in Krankenhäuser in Israel geflogen werden. Dort werden sie auch ihre Familien treffen.
Unter den 17 freigelassenen Geiseln waren auch Verwandte von Tal Shoham, einem israelisch-österreichischen Doppelstaatsbürger, der sich weiterhin in Geiselhaft der Hamas befindet. "Die Ehefrau Adi Shoham und die Kinder Nave (8) und Yahel (3) des israelisch-österreichischen Staatsbürgers Tal Shoham wurden heute Abend freigelassen und sind nach Hause zurückgekehrt", schrieb der israelische Botschafter in Österreich, David Roet, auf X (vormals Twitter) in der Nacht auf Sonntag. "Traurigerweise wird Tal immer noch von der Hamas festgehalten." Nach Angaben des deutschen Außenministeriums befanden sich vier Deutsch-Israelis unter den am Samstagabend freigelassenen Geiseln.
Nur wenige Stunden vor der Freilassung der Geiseln hatte die Hamas eine Übergabe in letzter Minute überraschend gestoppt. Als Grund nannte die Terrororganisation, dass Israel aus ihrer Sicht gegen einen Teil des Geisel-Deals verstoßen habe. Israel stellte daraufhin ein Ultimatum bis Mitternacht. Israel drohte mit einer Wiederaufnahme der Offensive im Gazastreifen, sollten die von der Hamas verschleppten Geiseln nicht bis Mitternacht freigelassen werden. Israel teilte mit, sich an das Abkommen zu halten.