Zwei israelische Botschaftsmitarbeiter in Washington getötet
Zwei israelische Botschaftsmitarbeiter sind am Mittwochabend (Ortszeit) in Washington erschossen worden. Der Angriff auf das junge Paar ereignete sich aus nächster Nähe beim Capital Jewish Museum. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Die Polizeichefin von Washington, Pamela Smith, sagte, dass der 30-jährige mutmaßliche Täter nach der Festnahme "Free Palestine, Free Palestine" skandiert habe.
BILD: SN/APA/'ISRAEL IN THE USA' OFFICIAL
Junges israelisches Paar in Washington erschossen
Nach den Schüssen habe der mutmaßliche Täter das Museum betreten, wo er von privaten Sicherheitskräften festgenommen worden sei. Der mutmaßliche Täter Elias R. sei aus der Stadt Chicago im US-Staat Illinois. Die Nachrichtenseite "Jewish Insider" zitierte einen Augenzeugen, wonach der Schütze eine Kufiya getragen habe, die auch als Palästinensertuch bekannt ist.
Opfer ein Paar vor der Verlobung
Die zwei getöteten Mitarbeiter sind ein junges Paar gewesen, das kurz vor der Verlobung stand, sagte der israelische Botschafter Yechiel Leiter vor Journalisten. Es handelt sich demnach um den Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky und die US-Israelin Sarah Lynn Milgrim. Die beiden seien Ortskräfte der Botschaft, also keine Diplomaten, gewesen, teilte das israelische Außenministerium mit. Nach Angaben der Deutsch-israelischen Gesellschaft (DIG) in Berlin und des israelischen Botschafters in Deutschland, Ron Prosor, stammte Lischinsky aus Nürnberg. Er war Christ und "ein wahrer Israel-Liebhaber", so Prosor, der den jungen Mann persönlich gekannt hatte. Lischinsky soll nach Medienberichten mit 16 Jahren nach Israel ausgewandert sein. "Bayern trauert mit der Familie", schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder auf der Plattform X.
Ob der mutmaßliche Schütze die beiden kannte oder in welcher Verbindung er zu ihnen stehen könnte, ist unklar. Laut Polizei näherte sich der Täter einer Gruppe von vier Personen und schoss dann auf die beiden. Die israelische Nachrichtenseite "ynet" zitierte die Sprecherin der israelischen Botschaft in Washington mit der Aussage, dass die Botschaftsmitarbeiter "aus nächster Nähe erschossen wurden".
US-Heimatschutzministerin Kristi Noem bestätigte, dass zwei israelische Botschaftsangehörige getötet wurden. "Wir ermitteln aktiv und arbeiten daran, mehr Informationen zu erhalten", schrieb Noem in einem Beitrag auf X. Und: "Wir werden diesen verwerflichen Täter vor Gericht bringen." FBI-Direktor Kash Patel sagte, er und sein Team seien über die Schießerei unterrichtet worden.
Sicherheit für Vertretungen Israel wird verstärkt
Israel will seine Vertretungen weltweit nach der Tötung zweier Mitarbeiter in Washington stärker sichern. Das ordnete Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nach Angaben seines Büros an. Der Regierungschef sei "erschüttert über den grausamen antisemitischen Mord" in der US-Hauptstadt. "Wir erleben den schrecklichen Preis, den Antisemitismus und grassierende Hetze gegen den Staat Israel fordern", sagte Netanyahu demnach. Sein Herz schmerze für die Familien der jungen Opfer.
"In Österreich besteht aktuell keine konkrete Gefährdung, dennoch stehen die Sicherheitsbehörden in enger Abstimmung, um rasch Anpassungen der Sicherheitsvorkehrungen vorzunehmen", teilte das Innenministerium in Wien am Donnerstag mit. Österreich habe bereits "sehr hohe" bestehende Sicherheitsvorkehrungen bei jüdischen bzw. israelischen Einrichtungen, hieß es auf APA-Anfrage.
Trump verurteilt Tat, FBI: "Terrorakt"
US-Präsident Donald Trump verurteilte den Schusswaffenvorfall scharf. "Diese schrecklichen Tötungen in Washington, die offensichtlich auf Antisemitismus beruhen, müssen aufhören, jetzt!", schrieb er auf der Online-Plattform Truth Social - zum Teil in Großbuchstaben. Hass und Radikalismus hätten in den USA keinen Platz. Trump sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. "Es ist so traurig, dass so etwas passieren kann!"
US-Außenminister Marco Rubio sprach nach dem Anschlag in Washington von einem "unverfrorenen Akt feiger, antisemitischer Gewalt". Er verurteile diesen "auf das Schärfste", schrieb er auf der Plattform X. Man sei mit Gebeten bei den Angehörigen.
Der Chef der US-Bundespolizei FBI, Kash Patel, wertete die Attacke als "Terrorakt". "Der Terrorakt von vergangener Nacht hat die volle Aufmerksamkeit des FBI", schrieb er auf X. Er betonte, "gezielte antisemitische Gewalt" sei ein Angriff auf die Grundwerte des Landes und werde streng geahndet. "Die verantwortliche Person wird zur Rechenschaft gezogen."
Israels Staatspräsident Yitzhak (Isaac) Herzog zeigte sich entsetzt. "Ich bin erschüttert über die Szenen in Washington DC. Dies ist ein verabscheuungswürdiger Akt des Hasses, des Antisemitismus, der das Leben zweier junger Mitarbeiter der israelischen Botschaft gefordert hat", sagte Herzog in einer Stellungnahme. "Wir stehen an der Seite der jüdischen Gemeinde in DC und in den gesamten USA", hieß es. "Amerika und Israel werden in der Verteidigung unseres Volkes und unserer gemeinsamen Werte zusammenstehen. Terror und Hass werden uns nicht brechen", sagte Herzog weiter.
Israelischer Außenminister übt Kritik an Europa
Israels Außenminister Gideon Saar betonte: "Israel wird sich dem Terror nicht beugen." Israelische Vertreter weltweit seien ständig einem erhöhten Risiko ausgesetzt - "insbesondere in diesen Zeiten", so Saar am Donnerstag auf der Plattform X. Er sprach von einem Terroranschlag. Israel stehe in engem Kontakt mit den amerikanischen Behörden, schrieb er weiter. Für die Tat machte er insbesondere europäische Politiker mitverantwortlich. "Es gibt eine direkte Verbindung zwischen antisemitischer und anti-israelischer Hetze und diesem Mord", so Saar. "Diese Hetze wird auch von Führungspersönlichkeiten und Amtsträgern vieler Länder und Organisationen betrieben, besonders aus Europa." Saar ließ offen, auf wen er sich bezog. Er sprach von "Verleumdungen über Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und die Ermordung von Babys", die den Weg für derartige Morde ebneten.
Die Regierung in Paris wies die Vorwürfe gegen Europäer als "ungerechtfertigt und empörend" zurück. "Frankreich hat antisemitische Taten verurteilt, Frankreich verurteilt sie, und Frankreich wird sie weiterhin immer und ohne Zweideutigkeit verurteilen", erklärte ein Sprecher des Außenministeriums.
Vor dem Hintergrund der neuen israelischen Offensive im Gazastreifen und der wochenlangen Abriegelung des Palästinenser-Gebiets sind die Spannungen zwischen Israel und europäischen Staaten gestiegen. Die radikal-islamische Hamas hatte den Gaza-Krieg mit einem Überraschungsangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 begonnen. Dabei starben nach israelischen Angaben 1.200 Menschen, 251 wurden als Geiseln genommen. Bei dem nachfolgenden israelischen Einsatz im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben über 53.000 Menschen getötet worden.
Stocker "zutiefst traurig"
Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) zeigte sich über die Ermordung der zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington "zutiefst traurig". Stocker, der am Dienstag mit Netanyahu telefoniert hatte, verurteilte in einem Posting in Onlineplattformen wie X "diese verabscheuungswürdige Tat auf das Schärfste". "Österreich wird weiterhin alles in seiner Macht Stehende tun, um die Sicherheit Israels zu gewährleisten und die jüdische Gemeinschaft zu schützen."
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) zeigte sich ebenfalls entsetzt über das Schussattentat. "Gewalt und Hass haben in unserer Gesellschaft keinen Platz. Wir müssen den Schutz der jüdischen Gemeinschaft jederzeit sicherstellen", betonte sie auf X.
Der Präsident der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Österreich (IRG) und der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien (IKG), Oskar Deutsch, postete auf X ein Foto des jungen Paares und erinnerte daran, dass die beiden sich bald verloben wollten. "Der Attentäter rief mehrmals 'Free Palestine'. Erneut zeigt sich, was dieser Slogan meint", so Deutsch.
Auch er deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz verurteilte die Tat: "Diese abscheuliche Tat verurteile ich auf das Schärfste", erklärte Merz im Onlinedienst X. Er sei bestürzt über "die Nachricht vom Mord an zwei Mitarbeitern der israelischen Botschaft in Washington". "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen", schrieb Merz. "Derzeit müssen wir von einem antisemitischen Motiv ausgehen."
Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot sprach von einem "schrecklichen Akt antisemitischer Barbarei". "Nichts kann solche Gewalt rechtfertigen", schrieb er am Donnerstag im Onlinedienst X. Er sprach den Familien, den Kollegen der Toten und dem Staat Israel sein Mitgefühl aus.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat "schockiert" auf die tödlichen Schüsse reagiert. "Es gibt und es sollte in unseren Gesellschaften keinen Platz für Hass, Extremismus oder Antisemitismus geben", erklärte Kallas am Donnerstag auf X. "Ich spreche den Familien der Opfer und dem israelischen Volk mein Beileid aus."