Was mich an der Bodensee-Region so fasziniert: Hier treffen an einem See mit Österreich, Deutschland, Schweiz und Liechtenstein vier Nationen aufeinander, die zwar viele Gemeinsamkeiten haben, aber doch auch ihre ganz speziellen regionalen Eigenheiten pflegen. Was die Orte, Städte und Uferzonen eint: der See ist für sie nicht nur wegen des Tourismus Existenzgrundlage, und selten gibt es in einer Region eine so geballte Ladung an hochkarätiger Kultur - von Welterbestätten bis moderner Kunst von internationalem Format.
In den Videos und folgenden Tipps zeige ich Ihnen einige meiner Lieblingswinkel rund um den See - im Uhrzeigersinn, entsprechend der perfekten Radrundreise:
1. Bregenz: Kunst und Kulinarik in Vorarlberg
Vorarlbergs Hauptstadt steht beim Rest Österreichs viel zu selten auf dem Reiseplan. Bregenz ist ein tolles Pflaster zum Immer-wieder-Kommen. Und nicht nur zur Festspielzeit, wenn auf der weltgrößten Seebühne mit dem signifikanten Bühnenbild und einer der modernsten Veranstaltungstechniken Europas hochkarätige Opernaufführungen stattfinden. Heuer steht übrigens der Verdi-Klassiker Rigoletto auf dem Programm (ab 23. Juli).
Info: www.bregenzerfestspiele.com

Mit Bregenz besuche ich eigentlich gleich zwei Städte in einer: Zum einen die traditionelle und mittelalterliche Oberstadt mit dem Stadttor, dem Martinsturm und den mittelalterlichen Gassen. Auf dem Weg dorthin komme ich bei Fredi's Käselädele vorbei, und wer an diesem Hort Vorarlberger Käsekultur vorbei geht, ohne zu kosten und zu kaufen, ist selber schuld. Ein zwei Jahre gereifter Käse - das ist schon etwas ganz Besonderes.
Dass die Bregenzer eine Vorliebe für Milchprodukte haben, wird auch in der "zweiten Stadt", dem Zentrum von Bregenz nahe des Bodensees, klar. Dort steht nämlich der Milchpilz - eine Art Würstelstand, nur dass es dort Milchshakes statt Bier und Käsebrote statt Würstel gibt.
Das Stadtzentrum nahe des Sees ist zugleich auch Zentrum der modernen Kunst: Das Vorarlberg Museum und das Kunsthaus Bregenz sind zeitgenössische Architekturbeispiele von internationalem Format und schon als Gebäude höchst interessant. Wenn Sie den Bodensee aus ungewöhnlicher Perspektive erleben wollen, sollten Sie im Vorarlberg Museum den Panoramaraum besuchen, einen "Ort der Stille", wie Museums-Sprecher Manfred Welte im Video-Interview erzählt.
Info: www.vorarlbergmuseum.at
Das Kunsthaus bildet mit seinen riesigen Ausstellungsraum mit Beton, Glas und Licht den Rahmen für beeindruckende moderne Kunst. Da werden häufig Sehgewohnheiten auf den Kopf gestellt, und man muss kein Kunstkenner sein, um ins Staunen zu geraten. Sehen Sie selbst im Video.
Info: www.kunsthaus-bregenz.at
Weitere Tipps aus der Vorarlberger Bodensee-Region:
www.bodensee-vorarlberg.com
vorarlberg.travel
2. Rorschach: Nostalgische Badhütte und moderne Kunst zum Nulltarif
Auch der Schweizer Bodensee-Ort Rorschach vereint Nostalgie und Moderne. Die südlichste Gemeinde des Sees kann zum Beispiel mit einem historischen Kornhaus aufwarten, das heute als interaktives Museum spannende Themen für die ganze Familie aufbereitet.
Info: www.museum-rorschach.ch
Nostalgische Badefreuden ermöglicht die hölzerne Badhütte auf Pfählen. Hier gibt's typische Schweizer Imbisse und Ruhezonen mit Liegestühlen.
Info: www.badhuette.ch
Das Würth Haus Rorschach direkt am See ist nicht nur ein imposantes Betriebsgebäude mit viel Glas, sondern bietet auch zeitgenössische Kunstausstellungen zum Nulltarif.
Info: www.wuerth-haus-rorschach.ch
3. St. Gallen: Bücher, Tücher und ein Weltkulturerbe-Bezirk
St. Gallen zählt zu jenen Städten, die die gesamte Region seit Jahrhunderten prägen, und es zahlt sich aus, hier über Nacht zu bleiben: Denn gerade am Abend ist es ausgesprochen nett, durch die Altstadt mit ihren gemütlichen Lokalen und Gastgärten zu schlendern.
In St. Gallen war die Textilindustrie zuhause, hier wirken heute noch viele Schweizer Top-Designer. Absolutes Highlight ist der Stiftsbezirk, eines der bedeutendsten kulturellen Zentren Europas. Alleine durch das Areal mit seiner Stiftskirche, dem ehemaligen Klostergebäude und der Stiftsbibliothek zu spazieren, ist ein erhebendes Gefühl. Mit einem Trick haben die Schweizer auch eine moderne Note am Rande der Welterbe-Zone dazu geschmuggelt - der auffällige Eingang zum Pfalzkeller wurde vom spanischen Stararchitekten Calatrava so gestaltet, dass er sich zuklappen lässt. Somit stört er im Zweifelsfall weder das Stadtbild noch die strengen Augen der Welterbe-Hüter.
St. Gallen hat auch einen Roten Platz, und anders als in Moskau ist der wirklich rot - ein roter Kunststoffteppich und ebenso knallrote Stadtmöbel, Skulpturen und Brunnen sind nicht nur bei den Touristen, sondern auch bei Einheimischen seit 2005 zum Anziehungspunkt geworden. Im Video sehen Sie, wie es dort aussieht.
Die Klosterbibliothek sollte ebenso auf dem Besuchsplan stehen wie das Stiftsarchiv. Im Video zeige ich, wie ein rund 1200 Jahre altes Dokument aus Pergament im Original gezeigt wird - der St. Galler Klosterplan, die früheste Darstellung eines mittelalterlichen Klosterbezirk. Eine Sensation!
Im Video verrate ich auch "Fake News" der Kirchenbauer, die sich bescheidener gaben als sie waren.
In der Altstadt von St. Gallen lässt es sich aber auch wunderbar mit der Seele baumeln - ein Lokal neben dem anderen, im Sommer herrscht in den Gastgärten Hochbetrieb. Oder Sie spazieren die Hügel der Stadt hinauf zu den Drei Weieren - dort erwarten Sie herrliche Ausblicke auf den Bodensee.
Und wer sich für Textil und Design interessiert, dem sei das Textilmuseum mit tausenden Exponaten von der Antike bis zur Gegenwart ans Herz gelegt. Da ist sogar die Eintrittskarte aus Stoff, und aktuelle Ausstellungen beschäftigen sich mit spannenden Themen - zum Beispiel ab Mai "Material Matters - von der Faser zur Mode".
Infos: www.stiftsbezirk.ch/
www.textilmuseum.ch/
st.gallen-bodensee.ch/
4. Uhldingen: Einkehr beim Bodensee-Fischer
Von der Straße aus sieht Andi Geigers "Häfeli" aus wie eine einfache Imbissbude, aber wer einmal drinnen ist, sitzt direkt am See und bekommt vom Fischer persönlich köstliche Fischgerichte serviert. Und zwar auf bodenständige Weise zubereitet. "Hier verarbeiten wir ausschließlich Bodenseefische," sagt Andi Geiger. Eine typische Spezialität ist Dinnele mit Räucherfisch oder frischem Felchenfilet aus dem Bodensee - das ist eine schwäbische Spezialität aus dem Holzkohlenofen, die an den Flammkuchen erinnert, aber mit einer anderen Teigmischung und dicker gebacken wird. Ich habe das Räucherfisch Dinnele probiert -mit Krensauce - einfach köstlich!
5. Überlingen: Die erste Landesgartenschau am Bodensee
Der Begriff "Gartenkultur" prägt Überlingen bis in sein historisches Zentrum hinein. Herrliche, schattige Parks, verwunschene Gärten und die begrünten ehemaligen Festungsanlagen beleben das wunderschöne Stadtbild. Hier wachsen sogar Bananen. Auch der Münster St. Nikolaus, die größte gotische Kirche am Bodensee, ist ein Highlight des adretten Städtchens mit fast italienisch anmutender Fußgängerzone.
Heuer setzt Überlingen mit der ersten Landesgartenschau in der Bodenseeregion (23. April bis 18. Oktober 2020) ihrem Ruf als grüne Stadt noch eins drauf.
6. Tettnang bei Friedrichshafen: Zu Besuch bei der Hopfenernte
Wenn Lukas Locher vom Hopfengut No. 20 in Tettnang vom Hopfen erzählt, ist er in seinem Element. Und völlig klar ist für ihn, was den Geschmack eines guten Bieres ausmacht: der Hopfen natürlich. Ich bin dabei, wie die wuchernden Hopfenpflanzen geerntet werden und daraus das "grüne Gold" gewonnen wird. Mehr im Video. Im Hopfengut gibt es auch ein Museum, einen Hopfenwipfelweg, wo man die Rankpflanzen von oben betrachten kann und ein Restaurant, wo auch selbst gebrautes Bier verkostet werden kann. Natürlich nur mit dem Bodensee-Hopfen, der sogar eine geschützte Marke ist -"Tettnanger", ein besonderes Qualitätsmerkmal, auf das auch österreichische Brauereien schwören.
7. Klöster, Kirchen, Welterbe: Die stillsten Seiten des Bodensees
Die Region um den Bodensee war mit dem Konzil von Konstanz nicht nur im Mittelalter Austragungsort der größten religiösen und politischen Veranstaltung Europas, sondern ist auch heute noch eines der großen geistigen Zentren Mitteleuropas. Weit mehr als 300 Klöster hat es gegeben, viele sind Weltkulturerbe, einige Museen geworden, einige aber auch nach wie vor spirituelle Zentren.
Die wohl stillsten Seiten des Bodensees habe ich auf der ehemaligen Klosterinsel Reichenau entdeckt - und auch gleich vis-a-vis auf dem Festland, wo zum Beispiel das Kloster Hegne ein Hotel betreibt. Die dortigen Nonnen stellen ihren Gästen sogar ihren privaten Bodenseestrand zur Verfügung. Ein gesegneter Ort für die Seele. Im Video zeige ich die beiden bedeutendsten Klosterkirchen von Reichenau und das Bodensee-Paradies der Nonnen.
Auf der Website www.bodensee-kloester.eu sind weitere Highlights und Reisetipps zu Kirchen, Klöstern und Weltkultur zu finden.
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