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Zürich: Mit dem Fahrrad zum Alphorn-Blasen

Wo in der Altstadt Füße gescannt werden, es feine Seide im halbseidenen Rotlicht-Viertel gibt und ein "Guerilla-Gärtner" für essbares Unkraut sorgt.

Als Reise- & Video-Journalist freue ich mich sehr, Sie hier ab sofort regelmäßig mit Insider-Tipps, Videos und mehr zu verwöhnen. Dieses Mal aus der gemütlichen und trendigen Schweizer Stadt Zürich:

Velo-Tour mit Alphorn blasen und Spa in der alten Brauerei


Sagen Sie in der Schweiz nie Fahrrad. Es kann sein, dass man Sie nicht versteht. Velo heißt hier der Drahtesel. Eine Tour mit einem Gratis-Velo von "Zürirollt" (gegen 20 Franken Kaution am Bahnhof und sechs weiteren Stellen erhältlich) hat mich zu spannenden und schönen Plätzen gebracht. An schönen Tagen lädt vor allem das Westufer des Züri-Sees zum entspannten Pedale treten ein. Ich habe hier Charlotte getroffen, die mir partout das Alphornblasen beibringen wollte. Ein nur bedingt von Erfolg gekrönter Spaß für Touristen, durch den sich die Einheimischen aber nicht gestört zu fühlen scheinen: Man sitzt im Rasen der schattigen Parks entlang des Mythenquais, manche grillen, manche spielen Gitarre - ein entspanntes Völkchen, die Zürcher!
Mein Guide Maria ist mit mir auch zum Areal der ehemaligen Brauerei Hürlimann geradelt. Schöne neue Welt: Dort steht jetzt das coole Quartier des Suchmaschinen-Giganten Google. Davor gibt's gratis aus einem Brunnen Mineralwasser, das die Brauerei früher als "Aqui" verkaufte. Das "Aqui" fließt auch heute noch hinter den Backsteinmauern der 1997 stillgelegten Brauerei: Hier gibt's jetzt ein Thermalbad und Spa. Mein Relax-Tipp: Plantschen auf dem Dach mit herrlichem Ausblick.
www.thermalbad-zuerich.ch
www.aoz.ch/zuerirollt

Bester Ausblick auf die Stadt


Die beste Aussicht will verdient sein: 187 Stufen führen im Grossmünster den Karlsturm hinauf. Von dort gibt's zur Belohnung den Panoramarundblick auf die Stadt. Besonders imposant: die Turmuhr der gegenüber liegenden St. Peter Kirche. Die hat das größte Ziffernblatt Europas - 8,6 Meter Durchmesser. Der Minuten-Zeiger misst stolze vier Meter.
www.grossmuenster.ch

Der SUP-Automat


Ein trendiges Kuriosum, das viele Zürcher nicht kennen, habe ich im Strandbad Mythenquai entdeckt: einen Stand-up-Paddel (SUP)-Automaten. Je nach Board zahlt man mit Kreditkarte 25 bis 45 Franken (ca. 18 bis 41 €) und erhält eine Quittung mit Nummer, mit der sich die Türe zum SUP-Equipment öffnen lässt. Raffiniert!
supsurf.ch/der-sup-vermietungs-automat-zuerich

Schuh-Partys mit Scanner und Zigarren


So touristisch es auch ist: Das Niederdorf am Fluss Limmat in der Zürcher Altstadt ist eine wahre Fundgrube für Genießer und (Window)-Shopping-Fans. Ständig eröffnen hier neue originelle Lokale und Geschäfte. "La Majordome", ein Schuh-Laden für richtige Männer in der Marktgasse 4, ist so ein Laden. Schon das Geschäft der Brüder Gian-Luca und Florian Cavigelli im Vintage-Look ist eine Augenweide: Überall stehen Koffer herum. Die dienen als Schuhschrank, zur Präsentation der Kollektion, als Ablage für die Sohlen-Models und manchmal auch als Ruheplatz für die beiden Hauskatzen. Warum die vielen Koffer? "Häufig packen wir unsere gesamte Kollektion zusammen und fahren damit zu Schuh-Partys, bei denen die Kunden ihre Modelle in Privatatmosphäre wählen," sagt Florian. Fast wie bei einer Tupperware-Party, nur viel erlesener: Oft werden dazu Zigarren gereicht.
Der Clou im "Majordome" ist aber der Fuß-Scanner: Man stellt sich mit bloßen Füßen auf ein Gerät, mit dem normalerweise Geschäftsunterlagen gescannt werden. Eine Software vermisst die Füße punktgenau. Die Daten werden in der Kundendatei gespeichert, und somit muss man nur ein einziges Mal im Laden gewesen sein, und kann sich danach jederzeit neue Schuhe via Internet bestellen. Die Schuhe kosten mindestens das Doppelte von hochwertigen Massenproduktionsschuhen, aber dafür drücken sie garantiert nicht.
www.lemajordome.ch

Feinste Seide im halbseidenen Viertel


Das verruchtesteste Viertel der Stadt rund um Hohlstraße, Langstraße und Ankerstraße ist nicht nur wegen des Rotlichtmilieus bekannt. Hier befinden sich auch etliche tageslichttaugliche Lokale und so originelle Bars wie etwa die Olé-Olé-Bar mit Bankomat im Glücksspiel-Automaten-Look und Wurlitzer (Langstraße 138). In einem Hof, wo man es nicht erwarten würde, wird feinste Zürcher Seide zu stylischen Schals, Halstüchern und Krawatten verarbeitet: Fabric Frontline, Ankerstr. 118.
www.fabricfrontline.ch
Ein uriger Ort sind auch die Zeughäuser der alten Kaserne in der Kanonengasse, die nach österreichischem Vorbild erbaut wurde, und zu einem Multikulti-Zentrum umfunktioniert werden soll. Schon jetzt findet sich auf dem Areal ein Sozial-Café und ein wild wucherndes begehbares Pflanzenlabyrinth.
Wer orientalische Entspannung mag, kann sich im Hamam im Volkshaus beim Helvetiaplatz verwöhnen lassen.
www.stadtbadzuerich.ch

Höchste Bar und neues Leben am alten Bahn-Viadukt


Im Stadtteil Zürich West habe ich die coolsten Seiten Zürichs entdeckt: Im ultramodernen 126 Meter hohen Prime Tower lockt die trendige Bar "Clouds" sowie - seit wenigen Tagen neu - das mediterrane Restaurant "Clouds Kitchen". Neben dem Tower befindet sich die Manufaktur Freitag, die aus alten Lkw-Planen Taschen herstellt. Der Betrieb ist mittlerweile zum Touristen-Hotspot avanciert.
Weniger touristisch ist derzeit noch das Viertel um die alten Viaduktbögen an der Viaduktstraße. Hier verführt die Markthalle zu Köstlichkeiten wie Schweizer Käse, Fisch, Backwaren, aber auch mit einem super Restaurant. Viel cooles Design und Architektur habe ich in diesem Viertel entdeckt. Eine alte Eisenbahn-Trasse wurde zum Rad- und Gehweg und bietet neue Aussichten auf die Stadt.
www.im-viadukt.ch

Das Revier des Guerilla-Gärtners


Im wenig bekannten Viertel Wiedikon im Westen Zürichs habe ich "Guerilla-Gärtner" Maurice Maggi getroffen, der es heuer zum touristischen Botschafter der Stadt geschafft hat. Er zeigt mir im etwas verschlafen wirkenden Stadtteil, wie der gelernte Koch und Gärtner vor 30 Jahren begonnen hat, die Stadt auf eigene Faust zu begrünen: Er säte einfach überall Malven-Samen aus. "Blumen-Graffiti" nennt er das Ergebnis. Die Pflanzen wachsen auffallend hoch und erweisen sich als widerstandsfähig - auch gegen die zunächst restriktiven Maßnahmen der Stadtverwaltung. "Viele Leute haben sich bei der Stadt für das plötzliche Grün bedankt, somit durften die Malven bleiben."
Maurice Maggis anarchistische "Guerilla-Arbeit" ist ein Plädoyer für mehr ungezähmtes Grün und - für eine "essbare" Stadt. Seine neueste Lieblingspflanze ist die Eselsdistel, für deren Verbreitung er nun sorgt. Sie lässt sich wie Artischocken zubereiten. Immer wieder organisiert er Koch-Events mitten in der Stadt. In seinem Buch "Essbare Stadt" verrät er Rezepte mit Speisen, die man aus Pflanzen im städtischen Raum zubereiten kann. Das Wiedikon ist ein Vorstadt-Bezirk mit manchen kurios anmutenden Prachtbauten: "Spekulanten haben gedacht, das hier der Bahnhof gebaut wird, darum wurde voreilig in "bessere' Architektur investiert", erzählt der Guerilla-Gärtner.
www.maurice-maggi.ch

BASIS-INFOS
Anreise Bahn: z. B. mit dem ÖBB-Railjet täglich 6 x im Zweistundentakt von Salzburg nach Zürich in 5:24 Stunden, oebb.at
Anreise Pkw: Salzburg-Zürich 453 km, ca. 5 Stunden Fahrzeit.
Währung: Ein Euro entspricht derzeit ca. 1,09 Schweizer Franken (CHF).
Auskünfte: Schweiz Tourismus, Tel. 0800 100 200 30 (kostenlos, lokale Gebühren können anfallen), info@myswitzerland.com, www.myswitzerland.com
Zürich Tourismus, www.zuerich.com

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